Matthias Strolz
Klubobmann a.D.
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Politiker*in
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Stadt
Wien
“Ich bin halt a Politschädel. Mich fasziniert, wie die Menschen miteinander tun. Mit den Menschen gemeinsam nach Lösungen und einem Miteinander ringen, das ist die Essenz von Politik und das fasziniert mich unglaublich.” Matthias Strolz ist Vorsitzender der NEOS und als Klubobmann im Parlament tätig. Sein Rat an sein 14-jähriges Ich: “Öffne dich mehr. Teile dich mit, auch deine Gefühle. Kultiviere den Zugang zu deinen Gefühlen, denn der Weg ist verschüttet. Lege ihn frei.”

Transkript

Drei Ratschläge an Dein 14jähriges Ich!

Meinem 14-jährigen Ich würde ich sagen, also ich würde ihn zuerst einmal umarmen wollen, von meinem emotionalen Bedürfnis her. Und dann sagen, alles gut. Öffne dich mehr. Teile dich mit, auch deine Gefühle. Du hast, kultiviere den Zugang zu deinen Gefühlen, denn der Weg ist verschüttet. Lege ihn frei. Und dann suche dir Freunde, gute Freunde. Besprich mit denen das Ganze offen, was dich beschäftigt. Ich glaube, die beschäftigt Ähnliches, und das wird euch allen gut tun. Es ist nicht männlich, sich da einzuigeln. Und das Dritte wäre, ich würde die Zuversicht nähren und sagen, hey, die Welt steht dir offen. Und du spürst das. Bleib dran, bleib drauf. Wie geil ist das? Dein Leben wartet auf dich.

Was steht auf Deiner Visitenkarte?

Da steht oben Matthias Strolz, Vorsitzender von NEOS, das neue Österreich. Und die zweite Visitenkarte haben wir noch nicht drucken lassen, Klubobmann von NEOS und LIF, im Parlament.

Was ist das coolste an Deinem Job?

Politik ist das pralle Leben. Ich könnte mir für mich nichts Großartigeres vorstellen. Drum habe ich ja diesen Schritt auch getan. Ich kann mir das auch nicht aussuchen, das ist irgendwo in die Wiege gelegt oder in der Muttermilch. Der eine hat halt eine Freude am Pressen von Herbstblättern und der andere sammelt Bierdeckel, und ich bin eben ein Politiker. Mich fasziniert, und das hat mich immer fasziniert, wie die Menschen miteinander tun. Mit den Menschen gemeinsam nach Lösungen und nach einem Miteinander ringen, das ist die Essenz von Politik, und das fasziniert mich unglaublich.

Welche Einschränkungen bringt Dein Job mit sich?

Ab und zu gibt es Tage, wo ich wirklich am Abend, da komme ich heim und werfe die Sachen in die Ecke und ich muss schnell in die Dusche. Ich muss zu mir kommen. Du wirst abgegriffen an diesem Tag. Diese Reizüberflutung, die ist so brutal. Dieser ununterbrochene Fluss von Anliegen, Wünschen, Gratulationen, Beschwerden, Beschimpfungen, auf allen Kanälen. Und das wird ja jeden Tag schneller, mit den sozialen Medien auch, die wir auch gerne bedienen. Aber ab und zu gibt es so den kleinen Fluchtgedanken, der sich in deinem Kopf breit macht und sagt: Kann ich nicht auch einmal ausschalten. Das muss ich selber auch kultivieren, das ist meine größte Herausforderung, um auch mich hier nicht zu verglühen. Ich bin da dran, besser zu werden.

Worum geht es in Deinem Job?

Es geht um Politik, ich bin Politiker. Politik ist für uns der Ort, wo wir uns ausmachen, wie wir miteinander leben. Das heißt, hier im Parlament, wir machen die Regeln für das Zusammenleben in Österreich. Ich treffe Menschen, aus dem Bildungsbereich, Kultur, Wirtschaft, die haben Anliegen. Ich schaue mir an, können wir da irgendetwas helfen. Ich treffe viele junge Leute, Schulklassen, die hier auf Führungen sind oder die Projektarbeiten machen, Bachelorarbeiten. Ich treffe mich zu Abstimmungen mit anderen Fraktionen und Parteien hier im Haus oder mit Leuten aus Ministerien. Sehr viel Abstimmung nach innen aus der Partei. Wir sind ja mittlerweile 8.000 Menschen, die NEOS mit vorantreiben, Themengruppen, natürlich jeden Tag auch Termine mit Journalisten und Journalistinnen. Heute am Telefon, am Abend bin ich auf Puls 4. Also es ist immer ein wildes Potpourri ein Patchwork und meistens, zumindest im Moment, kommen dann noch die ganzen sozialen Netzwerke dazu, Facebook, Twitter, die mache ich im Moment immer nachts, vor allem, da kehrt Ruhe ein.

Wie sieht Dein Werdegang aus?

Ich bin ursprünglich aus Vorarlberg, also bin ein Vorarlberger, das bleibst du ein Leben lang. Bin heute auch ein Wiener, bin beides gleichzeitig, das geht. Bin ein Bergbauerbub, das heißt, ich bin auch einem Bergbauernhof aufgewachsen im Klostertal im Wald am Arlberg, in Bludenz in die Schule gegangen. Habe in Innsbruck studiert, dann in Dublin, dann auch in Wien. Habe Internationale Wirtschaft gemacht und Politikwissenschaft, ein Doktorat im Bereich systemische Organisationsentwicklung. Das heißt, ich habe dann ein Unternehmen gegründet in dem Bereich auch, habe Unternehmen, Organisationen, Non-Profit-Organisationen, Teams und auch Einzelpersonen begleitet in Entwicklungsprozessen. Das heißt, Leute, die sich orientieren für einen neuen Abschnitt in ihrem Job, Teams, die sich neu organisieren in einem Unternehmen. Ich bin jetzt gar nicht so weit weg von dieser letzten Station, weil ich begleite immer noch Veränderungsprozesse, jetzt halt hier im Parlament. Wie haben vor ungefähr zwei Jahren begonnen mit der Vorbereitung von NEOS. Damals haben alle gesagt, das geht nie, das ist völlig unmöglich, ohne 5 Millionen Budget kannst du das vergessen. Und ich habe das Gefühl gehabt, ich will mit 45 nicht ein alter zynischer Mann sein und daheim auf der Couch sitzen und zudern und alles besser wissen, sondern wenn, dann musst du es machen. Sonst darfst du nicht so viel gescheit melden. Und dann haben wir es gemacht und es ist gutgegangen. Das ist großartig. Und jetzt sind wir halt hier, das ist ein dickes Brett zum Bohren. Und wir sind noch nicht durch, also so viel von so viel. Aber wir haben Kraft und Ausdauer. Das wird schon.

Ginge es auch ohne Deinem Werdegang?

Ja. Also es gibt viele Wege in die Politik, hunderte, tausende. Es ist ja kein Beruf, den man lernen kann im Sinne einer Lehre oder eines Studiums, sondern die Menschen kommen aus allen Richtungen in die Politik. Ich glaube, die wichtigsten Eigenschaften sind, dass du Entschlossenheit hast. Wichtig ist auch, dass du mit deiner Lebendigkeit anknüpfst. Jetzt werden manche sagen, die sind nicht alle sehr lebendig. Ja, drum sage ich eben, es gibt keinen normierten Pfad in die Politik und es gibt auch alle Ausprägungen. Ich persönlich halte für wichtig eben eine sachliche Leidenschaft, ich halte für wichtig eine Entschlossenheit, ich halte für wichtig eine Bodenhaftung, eine gute Erdung, damit du den ganzen Verführungen, die es da auch gibt, nicht erliegst.