Liquit Walker
Rapper
Bitte melde dich an, um das Video zu bewerten!
Musiker*in
Bitte melde dich an, um den Beruf zu den Favoriten hinzuzufügen!
Zur Anmeldung
“Leute wollen bei Rap Menschen zuhören, die was erlebt haben.” Das Coolste für Rapper Liquit Walker ist allerdings, dass er mit seinen Ansichten und dem, was er Menschen geben möchte, seinen Traum leben und Geld verdienen kann. Sein 14-jähriges Ich kann sich einiges anhören: “Hör mir genau zu, Dicker. Es ist auf jeden Fall wichtig, dass du mehr Sport machst! Warte mal, nein. Fang nicht mit dem rauchen an! Du hast meine Leber kaputt gemacht, du hast meine Lunge kaputt gemacht und das ist übertrieben ätzend. Ansonsten bin ich halbwegs stolz auf dich.”

Transkript

Drei Ratschläge an Dein 14jähriges Ich!

Hör mir genau zu, Dicker. Es ist auf jeden Fall wichtig, dass du mehr Sport machst. Du stehst nämlich irgendwann in zehn, zwölf Jahren auf Bühnen, ja, und nimmst an irgendwelchen komischen Fußballspielen teil, ja, wo Du komplett außer Atem bist, weil Du, warte mal, nein, fange nicht mit dem Rauchen an, fange einfach nicht mit dem Rauchen an. Ich habe jetzt im Dezember aufgehört zu rauchen, und du hast 10 Jahre lang geraucht, und hast meine Leber kaputt gemacht, du hast meine Lunge kaputt gemacht, und das ist übertrieben ätzend. Ich würde dir eigentlich sogar sagen, fang nicht mit dem Trinken und dem Kiffen an. Aber das waren Zeiten, die mich auf jeden Fall geprägt haben, und von denen ich kreativ heute noch zehren kann. Aber, mache es einfach nicht so lange, vielleicht. Und ansonsten, ich bin halbwegs stolz auf dich. Du hast ein paar gute Schritte gemacht, und du hast niemanden, bist niemandem auf die Füße getreten, hast niemanden vor den Kopf gestoßen, um dein Ziel zu erreichen. Ansonsten, wird lustig. Ich wünsche dir viel Spaß

Was steht auf Deiner Visitenkarte?

Einen wunderschönen guten Tag. Mein Name ist Liquit Walker, und auf meiner Visitenkarte steht, dass ich deutscher Rapper bin.

Was ist das coolste an Deinem Job?

Das Coolste ist, dass ich davon leben kann, beziehungsweise mit dem Traum leben kann. Dass ich mit dem, was hier oben drin passiert und mit den Ansichten, die ich habe, und mit dem, was ich sowieso Menschen gerne geben möchte, Geld verdienen kann. Weil ich es in musikalischer Form halt einfach rausbringen kann. Und den Leuten das halt was bedeutet, und die das halt wertschätzen, und es dann kaufen.

Welche Einschränkungen bringt Dein Job mit sich?

Die größten Einschränkungen hast du auf jeden Fall in deinem sozialen Leben. Das bedeutet, wie ich vorhin schon gesagt habe, dadurch, dass du keine geregelten Arbeitszeiten hast, musst du damit rechnen, dass du bei Sturm und Wetter arbeiten musst, sowie auch an Feiertagen, Wochenenden und so weiter. Du musst damit rechnen, zu jeder Tages- und Nachtzeit, egal wo du bist, dass Leute dich einfach ansprechen. Wenn Du jetzt, sagen wir mal, auf einer öffentlichen Veranstaltung bist, dann rechnest du damit. Aber wenn du gerade im DM eine Rolle Klopapier kaufst, und jemand kommt dann halt hinter der Kasse, und sagt, „ey, bist du nicht Liquid Walker?“, dann ist das halt so ein Moment, wo du halt natürlich trotzdem cool bleiben musst, und halt auch, also musst du für dich selber entscheiden. Kannst auch sagen, scheiß auf den einzelnen Fan, sagst nein, bin ich nicht, und gehst einfach weg. Aber ich bin jetzt nicht so ein Mensch, sage dann, na klar.

Worum geht es in Deinem Job?

: In meinem Job geht es in erster Linie um Entertainment. Das bedeutet, ich mache Songs, schreibe Texte, trete auf Bühnen auf. Manchmal moderiere ich auch Sachen, stehe dann auf Bühnen, um die Leute zu unterhalten. Und dazu gehört, dass man ins Studio geht, dass man die Texte schreibt, und dann aufnimmt. Dazu gehört, dass man sich mit Produzenten zusammensetzt, und denen ungefähr die Visionen mitteilt, die man hat, musikalisch, dass man sich manchmal auch an den Kompositionen beteiligt. Also, es gibt geregelte Abläufe für bestimmte Zeiträume. Wenn du zum Beispiel in der Produktionsphase bist, dann gibt es da wirklich ein klassisch, also für mich gibt es da so einen klassischen Ablauf, dass ich tatsächlich ganz normal aufstehe, frühstücke. Dann gehe ich mit meinem Hund runter, beziehungsweise nehme meinen Hund mit ins Studio. Setze mich dahin. Ich habe so zwei kreative Hochs am Tag. Das ist einmal direkt morgens, so nach dem Aufstehen. Und den sollte man auf jeden Fall nutzen. Und bei mir ist es dann abends nochmal so. Sagen wir mal, wenn du jetzt nicht in der Produktionsphase bist, komplett unregelmäßig. Also, du hast hier mal einen Auftritt, fährst da mal hin und, hier mal irgendeine Aktion, wo du um zwölf bist. Da hast du mal. Zum Beispiel habe ich manchmal auch Sachen, wo ich mit befreundeten DJ´s irgendwelche Sachen zusammen mache, und dann auch mal in Clubs bin, oder so, unter der Woche. Und dann komm ich halt irgendwie nachts irgendwie um vier nach Hause, oder so. Stehst natürlich nicht um acht auf, um um neun Uhr im Studio zu sein. Also komplett unregelmäßig. Also da gibt es, ich habe jetzt auch, während ich geredet habe, nochmal selber für mich drüber nachgedacht. Es gibt eigentlich gar keinen Rhythmus, an den man sich gewöhnen kann. Da muss man dann durch.

Wie sieht Dein Werdegang aus?

Das fängt, glaube ich, im Kindesalter schon damit an, dass man so einen kleinen Drang hat, immer im Mittelpunkt zu stehen. Man hat diesen, diesen Entertainer hat man irgendwie schon in sich drin. Meistens, da wirst du wahrscheinlich auch viele Rapper fragen können, viele Rapper waren wahrscheinlich zu ihrer Schulzeit so Klassenclowns. Konnten sich im Unterricht nie verkneifen, irgendwie, einen Spruch zu machen. Haben immer versucht, irgendwas zu sagen, was nicht nur für sie selber, sondern für den Großteil der Klasse auch lustig ist. An sich war es dann aber nicht so, dass ich jetzt relativ schnell irgendwie gemerkt habe, dass da musikalisch irgendwelche Qualitäten bei mir vorliegen. Ich hab eher gemerkt, dass es das Texten ist, ja. Und dann kam es so bei mir von ganz alleine. Bei mir war irgendwann so der Punkt, wo ich gemerkt habe, ich will selber irgendwas machen. Ich habe sehr viel Rap gehört, wollte mich dann selber irgendwie betätigen, und wollte selber aktiv an Rap teilnehmen. Dann hatte ich so einen ganz klassischen Werdegang, der wahrscheinlich so heute gar nicht mehr existiert. So ein bisschen 8-Mile-mäßig, der Film mit Eminem. Ich bin halt auf Battles gegangen, weil, ich kannte niemanden, der irgendwie ein Studio hatte. Und war dann Ende 2005 auch Freestyle Battle Champ in Berlin, und dann ging´s ganz klassisch weiter. Dann habe ich halt Leute kennen gelernt, wurde hier mal ins Studio eingeladen. Und dann hat es sich wirklich immer eine Stufe weiter gesteigert, bis hin zu dem Punkt, an dem ich dann gemerkt habe, okay, jetzt kannst du Songs aufnehmen, die du wirklich der Öffentlichkeit präsentieren kannst.

Ginge es auch ohne Deinem Werdegang?

Also, wenn man wirklich den Berufswunsch Rapper, oder auch Sänger, Künstler, das gilt, glaube ich, für alle Genres, hat, muss man auf jeden Fall einen langen Atem haben, weil es kann sein, dass du vielleicht unter den zehn besten Rappern, oder besten Sängern dieses Landes bist, aber niemand gibt dir die Möglichkeit, es irgendwo zu beweisen. Oder du bekommst nicht die Chance es jemandem zu zeigen. Und Rap ist auch sehr, sehr textbezogen, das bedeutet, gerade, weil die Leute so viel Text hören, wollen sie irgendwie eine Identifikationsmöglichkeit haben. Und deswegen kannst du als Rapper nicht einfach gecastet werden. Leute wollen, Leute wollen bei Rap Menschen zuhören, die was erlebt haben, und wo sie wissen und wo sie darauf vertrauen können, der hat was durchgemacht. Und am besten ist, wenn sie das von einer gewissen Stufe an mitverfolgen können. Und das passiert meistens bei Rap, und, ja, deswegen brauchst Du auf jeden Fall einen langen Atem.