Matteo Haitzmann
Geiger
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“Für mich ist das Schönste, wenn man ein Stück geschrieben hat, das dann das erste Mal aufgeführt wird und das Publikum reagiert mit tosendem Beifall.” Für Matteo Haitzmann gibt es nicht nur Sonnenseiten bei seiner Tätigkeit als Geiger der Band Alma. Er hat sich in Wien bereits eine Existenz aufgebaut, sodass es schwer ist, die Stadt wieder zu verlassen: “Ich möchte grundsätzlich gern wegziehen, kann aber derzeit nicht. Man ist als Musiker schon gebunden.”

Transkript

Drei Ratschläge an Dein 14jähriges Ich!

Ich würde mir sagen, hör mehr Klassik. Ich würde mir sagen, mehr Disziplin. Das ist so dahin gesagt und leichter gesagt als getan, aber: Verstell dich nicht, auch wenn man in einem kleinen Dorf wohnt.

Was steht auf Deiner Visitenkarte?

Auf meiner Visitenkarte steht ALMA, so heißt die Band, in der ich Geige spiele, und mein Name, Matteo Haitzmann.

Was ist das coolste an Deinem Job?

Also für mich ist das Schönste, wenn man ein Stück geschrieben hat und das das erste Mal aufgeführt wird und das Publikum reagiert mit tosendem Beifall. Das ist einfach schön. Man hat das geschrieben, das total aus einem selbst herauskommt und es gefällt den Leuten sehr gut, so gut, dass sie schreien. (Lachen)

Welche Einschränkungen bringt Dein Job mit sich?

Sehr viel passiert psychisch natürlich, dass man sagt, was mache ich jetzt eigentlich gerade? Wo soll das hinführen? Und natürlich, ich habe mir jetzt eine gewisse musikalische Existenz in Wien aufgebaut, würde grundsätzlich eigentlich gern wegziehen, kann aber, also kann und möchte auch nicht. Natürlich könnte ich, aber möchte ich jetzt im Moment nicht. Natürlich ist das mit Musik einerseits einfach, aber es geht immer darum, sich Sachen aufzubauen. Und da funktioniert das ganz gut, also man ist schon gebunden, dieses Bild von einem Musiker, kann herumziehen, stimmt nicht ganz.

Worum geht es in Deinem Job?

Also die Band heißt ALMA und die Besetzung besteht aus drei Geigen, Kontrabass und Harmonika, also eine Mischung aus Imposition, wir sind alle mit Volksmusik aufgewachsen, wobei man unterscheiden muss, keine volkstümliche Musik, also keine Musikantenstadl, sondern wirklich ganz klar, also ganz reine Volksmusik, und nehmen das als Bindeglied und schauen, was dann passiert. Ich bin jetzt kein Komponist, der, also ein studierter Komponist, der am Klavier sitzt oder im Kopf sogar komponiert, sondern bei mir passiert das eher auf einer intuitiven Ebene, dass ich die Geige nehme, oftmals mit Einspielen einfach eine Melodie entdecke, sie dann aufschreibe im Notenprogramm Sibelius und dann schaue, wo sie hinführt. Oder beziehungsweise, wenn ich mit Elektronik arbeite, dann einfach ganz viele Sounds ausprobiere, was dazu passen könnte. Wenn ich weiß, dass ich wirklich viel üben muss und auch die Zeit dafür habe, dann räume ich mein Zimmer extrem…, also wirklich putze ich wie ein Wahnsinniger, geh duschen danach und ziehe mir ganz helle Kleidung an und ganz luftige Kleidung, und habe so Raumsprays und dann mache ich aber, also mir ist ganz wichtig, dass der Raum komplett sauber ist, auch in der Luft und von der Energie, und horche den Raum aus und dann bin ich frei, zu üben. Also eine Tournee schaut meistens so aus, dass wir mit dem Zug fahren. Wir, ja, wir steigen in Wien ein, wir fahren zu einem Bahnhof und werden dort abgeholt, kommen zu dem Veranstaltungsort und dann eben das Einspielen und vielleicht noch Proben, Soundcheck.

Wie sieht Dein Werdegang aus?

Ich bin aufgewachsen in Salzburg im Pinzgau, in einem 200-Einwohner-Dorf, ja, hab da ganz klassisch Volksschule, Unterstufe gemacht. Dann wollte ich grundsätzlich ein musisches Borg in Salzburg besuchen, das hat dann aber nicht funktioniert und dann dachte ich mir, na ja, dann mache ich halt eine Tourismus-Schule, habe dann eine Tourismus-Schule gemacht, habe entdeckt, dass das gar nichts für mich ist und hab dann durch Workshops eigentlich in Niederösterreich fast alle, die, mit denen ich jetzt in der Band spiele, kennen gelernt. Und die haben damals alle gerade zum Studieren begonnen. Und ich war 15 und das war so die prägendste Zeit, weil ich auf einmal mit wirklich guten Musikern zusammen gespielt habe und ich einfach 5, 6 Jahre jünger bin eigentlich als sie, hab dann das erste Mal wirklich gespielt in der Schweiz, mit 16 glaube ich, mit eben studierenden Menschen habe ich dann beschlossen: Ja, ich möchte das hauptberuflich machen. Bin dann mit 18 nach Wien gekommen, zuerst wegen dem Bundesheer, ich habe beim Gardeorchester gespielt. Das war auch eine eigene Erfahrung, nennen wir es. Und bin dann in Wien geblieben. Und dann war eigentlich die Geige, ja, sehr beständig, außer, also ich hab dazwischen zwei Jahre hauptberuflich gemodelt, war nicht mehr so viel in Wien einfach, hab dann irgendwann beschlossen, also ich wusste einfach: Ok, soll ich jetzt das Modeln weitermachen, das noch vielleicht sechs Jahre weiter möglich ist oder sieben. Und dann ist der Zug mit der Geige aber abgefahren. Oder höre ich jetzt auf und gehe wieder nach Wien zurück und schaue, dass es wirklich wieder vorangeht mit der Geige. Und das hat sich dann ganz perfekt getroffen, weil ich bin weiter in Wien ein halbes Jahr, wieder zurück und dann wurde ich eben gefragt, ob ich in dieser Band spielen möchte, die eben aus diesen Leuten bestand oder besteht, die ich seit sieben Jahren kenne, zufällig bei einem Workshop kennen gelernt habe und das ist total lustig.

Ginge es auch ohne Deinem Werdegang?

Die Geschichte mit dem Studieren ist einerseits extremst wichtig wegen, allein wegen der Wahrnehmung von anderen Kollegen oder Veranstaltern, oder wenn du einen substituten Job machst oder so. Wenn du nicht studierst, ist es schwieriger sofort, auf Anhieb also ernst genommen zu werden. Eine der wichtigsten Eigenschaften speziell als Freischaffender ist, dass man davon überzeugt ist, dass man es schafft. Sonst funktioniert es nicht, dass man da davon überzeugt ist, dass man mit der Musik, die man macht, Leute erreicht. Ein weiterer schwieriger Punkt ist, dass du als Freischaffender jetzt nicht unbedingt Proben im Orchester hast oder wie Balletttänzer, dass du einfach von 10 bis 2 Probe hast oder Training in dem Fall, sondern du musst einfach schauen, dass du jeden Tag ..., also eine gewisse Disziplin gehört schon auch dazu, was jetzt nicht heißt, sieben Stunden am Tag zu üben, sondern auch Musik, also man kann sich in ganz vielen verschiedenen Bereichen damit beschäftigen: Hören, sehen, also, ja man soll einfach das grundsätzlich im Kopf haben. Immer.