Berufseinstieg: Wenn der Traum vom Job platzt

from Daniela
20.11.2019

Du hast dein Studium erfolgreich abgeschlossen, doch der richtige Job lässt noch auf sich warten? Auch auf deine Bewerbungen reagieren deine Wunschunternehmen nur mit Absagen? Dann hilft nur ein Umdenken! Unsere Gastautorin Daniela Wittinger von Uniport hat die passenden Tipps für einen gelungenen Perspektivenwechsel.

Gratulation! Du hast deinen erfolgreichen Studienabschluss in der Tasche. Dem Start ins Berufsleben steht somit nichts mehr im Wege. Du bist voller Tatendrang den passenden Job zu finden. Wie sieht die Praxis aus?

Hochmotiviert sendest du deine Bewerbungsunterlagen mit brandneuem, akademischen Titel an deinen Wunscharbeitgeber: Du wartest auf Antwort – aber es tut sich nichts. Die Mailbox bleibt leer, kein Anruf und auch sonst kein Zeichen, das auf eine Gesprächseinladung schließen ließe. Was nun? Abwarten und Tee trinken? Oder einfach zum Hörer greifen und beim Unternehmen nachfragen?

Dann endlich eine Antwort. Die Aufregung steigt: „Vielen Dank für Ihre Bewerbung. Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir uns im Bewerbungsprozess für eine andere Kandidatin entschieden haben, die unserem Qualifikationsprofil für diese Stelle noch treffender entspricht... bla, bla, bla.“ Eine Standardabsage. Die Zeilen klingen im Kopf nach und hinterlassen eine Bottom Line: „Es tut uns leid, Sie sind zwar gut qualifiziert, aber wir konnten zu guter Letzt dann doch noch unsere eierlegende Wollmilchsau finden…"

Die Arbeit am Bewerbungsprozess ist ein einsamer Job

Wieder bleiben viele Fragen offen. Was waren mögliche Gründe für eine Absage? Was könnte ich nächstes Mal „anders“ machen? Man sucht und schreibt und wird im Ungewissen gehalten, da brauchbares Feedback seitens der Arbeitgeber oft ausbleibt. Läuft das Auswahlprozedere noch? Bin ich noch im Rennen? Wie lange wird die Jobsuche noch dauern? Wie lange sollte ich mich noch (erfolglos) auf meinen Traumjob bewerben? Wann ist der Zeitpunkt gekommen, um nach „etwas anderem“ Ausschau zu halten?

„Den Einstieg ins Berufsleben habe ich mir anders vorgestellt.“

Nicht selten hören wir diese Aussage in unseren Beratungsgesprächen verbunden mit vielerlei Hypothesen, weshalb die Suche bisher noch erfolglos blieb:

  • „Ich bin zu jung.“
  • „Ich habe zu wenig Berufserfahrung.“
  • „Meine Eltern hatten Recht – mit diesem Studium finde ich nie einen Job.“
  • „Ich kann mich nicht gut verkaufen.“
  • „Vielleicht soll ich noch ein anderes Studium oder eine Weiterbildung anschließen, damit der Berufseinstieg gelingt.“
  • „Ich bin überqualifiziert.“

Viele Annahmen, wenig Sicherheit. Angst und Frustration machen sich langsam breit und du hast das Gefühl, dich im Kreis zu drehen. Du wirst mit diversesten Ratschlägen aus dem Bekanntenkreis bombardiert; mehr oder weniger haltbare Anhaltspunkte. Am Ende der Achterbahn Fahrt bleiben oft nur wenig befriedigende Denkanstöße übrig, da sich diese Reise für jeden anders gestaltet.

Irgendwann ist jetzt! Oder: vom „richtigen Zeitpunkt“ den Plan B aus der Tasche zu holen…

Wann ist es an der Zeit, einen neuen Weg einzuschlagen? Meist ist ein Perspektivenwechsel in der Jobsuche keine einfache Sache. Du hast dir ein berufliches Ziel gesteckt, das in der Realität der Berufswelt nicht realisiert werden kann.

Die Notwendigkeit einer Richtungsänderung kündigt sich schrittweise an: Deine Bewerbungen im gewünschten Berufsfeld bleiben unbeachtet. Du wirst nicht zu Bewerbungsgesprächen eingeladen und hast den Eindruck, dass deine Qualifikationen mit dem gewünschten Anforderungsprofil nicht optimal zusammenpassen. Die Unsicherheit steigt und parallel dazu sinkt dein Selbstbewusstsein. Mehr desselben erscheint nicht das gewünschte Ergebnis zu bringen – was nun? Leider gibt es darauf keine einfachen Antworten oder gar Patentrezepte, aber es gibt Impulse und Anregungen, wie du nach einer Phase der Enttäuschungen neue Fahrt aufnehmen kannst, um wieder ins selbstverantwortliche Tun zu kommen.

Mut dich neu zu denken!

Stell dir vor, du bist ein Puzzleteil, das individuelle „Rundungen“ und „Einkerbungen“ hat. Die Form des Puzzleteils spiegelt deine eigenen Kompetenzen und Stärken wider. Die verschiedenen Puzzleteil-Seiten bieten dir die Möglichkeit, mit deinen unterschiedlichen Kompetenzprofilen an Unternehmen heranzutreten, anzudocken und ein erfolgreiches „Match“ herzustellen.

Zu deiner „Lieblingsseite“ findest du kein passendes Gegenstück? Dann nimm dir Zeit, einen genaueren Blick auf die anderen Puzzleteil-Seiten zu werfen! Krame in deinem Erfahrungsschatz: Liste alle Ferialpraktika, Nebenjobs, ehrenamtlichen Tätigkeiten, Vereinsaktivitäten, Aus- und Weiterbildungen auf. Frage dich:

  • Welches Know-how und welche Kompetenzen konntest du dir dabei aneignen?
  • Welche deiner Skills kannst du in einem anderen Arbeitsumfeld zur Anwendung bringen? (Stichwort: transferable skills)
  • Welche deiner Fähigkeit blieben bisher für die Jobsuche noch unbeachtet?

Um alternative Wege zu finden, braucht es Mut – Mut seine eigenen Stärken und Kompetenzen in einem neuen Licht zu betrachten. Besonders hilfreich kann dabei auch ein Perspektivenwechsel oder ein Blick von Außen sein. Frage eine gute Freundin, welche besonderen Fähigkeiten und Kompetenzen sie dir zuschreibt. Was schätzt sie besonders an dir?

Lass deiner Phantasie freien Lauf und wage ein, zwei Blicke über den Tellerrand

Mach‘ eine „verrückte Liste“ – lass mal alle Ideen zu! Frag dich zum Beispiel folgendes:

  • Welche Berufsmöglichkeiten gibt es nun aber konkret abseits deines Traumjobs?
  • Was ist alles möglich?
  • Woran hast du vielleicht noch gar nicht gedacht?

Durch die Vielzahl von Ideen vergrößert sich dein Möglichkeits- und im Optimalfall auch dein Handlungsspielraum. So hat es auch schon Walt Disney gemacht. Sein Name ist Programm: Die Walt Disney Methode unterscheidet drei Phasen in der Erarbeitung von Zielen: der Träumer, der Realist und der Kritiker. Die Phasen sollten auf keinen Fall vermischt werden. Hier ist die Anleitung.

Probier‘ es selbst aus!

Vielleicht sorgt die Vielzahl an potenziellen Berufsfeldern auch in einem ersten Schritt für Chaos in deinem Kopf. Denn neben der konkreten Position und dem Arbeitsinhalt gibt es natürlich noch eine Menge andere Faktoren, die zur Zufriedenheit und dem Wohlbefinden am Arbeitsplatz beitragen: die Unternehmensgröße, die Branche, der Arbeitsort, aber auch Arbeitszeitgestaltung ist wichtig. Kriterien wie Mitgestaltungsmöglichkeiten, Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten sind ebenfalls von großer Bedeutung. Der Realist und der Kritiker tragen dazu bei, das Wirr-Warr in deinem Kopf wieder zu sortieren, zu strukturieren und letztlich in eine machbare Strategie zu verwandeln!

(Ent-)Scheiden tut weh – befreit aber auch!

Wenn der Traum vom Job platzt, kann das in einem ersten Schritt schmerzvoll sein. Aber so verrückt es auch klingen mag, es bietet dir in einem zweiten Schritt neue Chancen. Umwege erhöhen oft die Ortskenntnis und erlauben Einblicke in Bereiche, an die du zuvor vielleicht noch gar nicht gedacht hast. Die Entscheidung für einen Job muss dabei keine endgültige sein. Wer sagt, dass Umwege nicht auch wieder zurückführen können? Und wenn nicht? Dann wurde aus deinem Plan B vermutlich Plan A. Gratulation! Du hast einen neuen Lebensabschnittsjob für dich gefunden!