Dol­met­scher*in

Kultur, Sprachen & Gesellschaft

Wie werde ich Dolmetscher*in?

auch bekannt als Übersetzer*in, Simultanübersetzer*in, Konsekutivdolmetscher*in

Die 28 Mitglieder der EU-Kommission betreten den Saal. Bei der Versammlung wird jeder seinen Standpunkt zu aktuellen politischen Ereignissen vorstellen. Anschließend soll es eine Abstimmung geben. Blöd nur, dass fast jedes der Mitglieder eine andere Sprache spricht, da jeder aus einem anderen Staat kommt. Wie soll da die Verständigung funktionieren? Natürlich mit einem Dolmetscher. Als solcher musst du Sprachbarrieren aufbrechen und die Rolle des Mittlers übernehmen. Dafür übersetzt er den gesprochenen Originaltext in eine andere Sprache. Doch du dolmetscht nicht einfach nur wortwörtlich, sondern du musst auch den Sprachstil beibehalten. Denn viel Inhalt wird durch die richtige Betonung wiedergegeben. Deine Aufgabe ist es die genaue Bedeutung weiterzugeben, damit keine Missverständnisse entstehen. Das übersetzen von Romanen, Protokollen und Werbetexten liegt allerdings nicht in deinem Aufgabenbereich. Alles was mit der Übersetzung von schriftlichen Texten zu tun hat, gibst du an die Übersetzer weiter. Dafür bieten sich heute auch immer mehr Möglichkeiten in den Medien als Dolmetscher zu arbeiten. Große Shows mit internationalen Gästen werden in die jeweilige Landessprache übersetzt. Auch in der Rechtspflege bist du tätig. Du hilfst Gerichten und Notaren als Fremdsprachensachverständiger und kümmerst dich darum, dass anderssprachige Menschen verstanden werden.

Videostories zu diesem Beruf10

Arbeiten als Dol­met­scher*in

Wichtige Fähigkeiten als Dol­met­scher*in

In diesem Beruf dreht sich alles um die Sprache. Deswegen musst du ein*e Meister*in darin sein. Es reicht nicht nur fehlerfrei zu sprechen und zu schreiben. Du musst auch stilistisch eine Menge drauf haben und zwischen verschiedenen sprachlichen Ebenen unterscheiden können. Je nachdem in welcher Situation du dann übersetzt, passt du deine Technik an. Für ein Verhandlungsgespräch trittst du anders auf, als für eine lockere Fernsehübertragung. Damit du etwas in deine Muttersprache dolmetschen kannst, musst du auch andere Sprachen perfekt beherrschen. Drei Sprachen fließend zu sprechen ist die Mindestanforderung – je mehr, umso besser. Hören, Übersetzen und Sprechen – das sind deine drei Hauptaufgaben, die du alle drei gleichzeitig ausführst. Das bedeutet: Multitasking! Wenn du dich dieser Aufgabe nicht gewachsen fühlst, dann solltest du deinen Berufswunsch noch einmal überdenken. Denn diese Art von Multitasking ist verbunden mit enormen Zeitdruck und Stress. Wenn deine Karriere schon länger läuft und auf einem guten Weg ist, kann es passieren, dass du für politische Veranstaltungen den Übersetzer gibst oder bei Verhandlungen zwischen zwei großen Unternehmen. Die Verantwortung für den Erfolg der Gespräche liegt also auch bei dir. Denn du musst die Worte richtig weitergeben. Ein Verständnis für die jeweilige Kultur der Landessprache kann dir dabei helfen. Denn egal ob Englisch, Russisch, Französisch oder Chinesisch – alle Sprachen haben ihre eigenen Herausforderungen, ebenso wie ihre Sprecher.

Wie werde ich Dol­met­scher*in?

Der klassische Berufseinstieg gelingt dir über ein Studium. Hier kannst du zwischen dem Studiengang Dolmetschen und allgemeinen Sprachstudiengängen wählen. Eine einzelne Sprache reicht allerdings nicht aus, um in dem Beruf erfolgreich zu sein. Du solltest möglichst viele Sprachen beherrschen. Wenn du dich für ein sprachliches Studium entscheidest, solltest du zusätzlich Lehrgänge im Bereich Dolmetschen und Übersetzung belegen, damit du die Techniken für den Beruf erlernst. Um zu einem Studium zugelassen zu werden, benötigst du in Deutschland eine Hochschulreife oder Fachhochschulreife. In Österreich ist eine Matura Pflicht. An manchen Universitäten musst du zusätzlich Sprachnachweise liefern. Während deines Studiums solltest du auch schon versuchen durch Praktika Berufserfahrung zu sammeln. Denn der Leistungsdruck im Job ist noch einmal ganz anders als in der theoretischen Ausbildung. In Deutschland ist es auch möglich über eine dreijährige schulische Ausbildung zum*r Dolmetscher*in zu werden. Häufig werden für diese Fachakademien Eignungstests abgehalten, um die Schüler*innen auszuwählen.

Fortbildungen und Spezialisierungen

Als Dolmetscher*in hast du verschiedene Möglichkeiten dich zu spezialisieren. Es fängt schon damit an eine Technik auszuwählen. Je nachdem unterscheidet sich nämlich deine Arbeit. Beim Simultandolmetschen übersetzt du das Gesprochene sofort und gibst es weiter. Beim Konsekutivdolmetschen wird jeweils nach einem Abschnitt einer Rede übersetzt. Als Flüsterdolmetscher*in flüsterst du tatsächlich - und zwar das Gesprochene in das Ohr deines*r Auftraggebers*in. Wenn du im Bereich Relais-Dolmetschen arbeitest, übersetzt du die Originalsprache immer in Englisch. Andere Kollegen*innen übersetzen das dann wiederum in eine andere Sprache. Beim Gebärdendolmetschen kümmert sich um die Verwandlung von Gebärden in Worte und anders herum. Wenn dir deine Tätigkeit als reine*r Dolmetscher*in nicht ausreichst, kannst du durch eine zweite Ausbildung oder Lehrgänge auch Übersetzer*in werden. Als solcher übst du deine Arbeit nicht nur mündlich aus, sondern auch schriftlich.

Spezialisierungen

  • Simultandolmetschen
  • Konsekutivdolmetschen
  • Flüsterdolmetschen
  • Gebärdendolmetschen
  • Relais-Dolmetschen

Zukunftsaussichten als Dol­met­scher*in

Dolmetscher arbeiten vor allem in Übersetzungsbüros, internationalen Organisationen / Institutionen und in großen Wirtschaftsunternehmen. Da die Welt immer vernetzter wird, gibt es auch immer mehr Aufträge in dieser Branche. Wenn große Unternehmen aus verschiedenen Ländern Kontakt aufnehmen und über Kooperationen verhandeln, sitzt du mit am Tisch und hältst die Kommunikation am Laufen. Denn du nimmst ihnen die Sprachbarriere. Generell gilt: Je mehr Techniken und Sprachen du beherrscht, desto besser bist du für die Zukunft gerüstet. Vor allem wirtschaftlich interessante Sprachen, wie Russisch, Spanisch oder Chinesisch sind gefragt. Aber auch mit seltenen oder besonders schweren Sprachen, wie Arabisch oder Nepali, kannst du dir einen Nischenplatz sichern. Vor allem der Start in deine Karriere kann schwer sein, da du Praxiserfahrung benötigst, um große Aufträge zu bekommen.