Mu­sik­the­ra­peu­t*in

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Wie werde ich Mu­sik­the­ra­peu­t*in?

Musiktherapeut*innen behandeln ihre Patient*innen (z. B. autistische Kinder, verhaltensauffällige Kinder- und Jugendliche, psychisch erkrankte Erwachsene, Menschen mit Behinderungen) mit Hilfe von Musik.
Sie spielen gemeinsam mit ihren Patient*innen auf Musikinstrumenten, singen und tanzen mit ihnen. Durch die Musiktherapie soll vor allem die sinnliche Wahrnehmungs-, Ausdrucks- und Empfindungsfähigkeit unterstützt und verstärkt werden. Musiktherapeut*innen arbeiten im Bereich des Gesundheits- und Sozialwesens, z. B. in Kliniken, Kureinrichtungen, Heimen, heil- und sonderpädagogischen Einrichtungen oder in einer eigenen Praxis. Je nach Arbeitsbereich arbeiten sie im Team mit Fachkolleg*innen aus dem Gesundheits- und Sozialwesen zusammen.

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Arbeiten als Musiktherapeut*in

Arbeitsumfeld

"Die Musik ist eine Möglichkeit Inhalte zu transportieren, die man vielleicht auf der sprachlichen Ebene nicht rüberbringen kann, also hat einen sehr direkten Zugang zu den Emotionen."
Mag. Ute Glenzer, Musiktherapeutin, in einem Interview aus: AMS your job, 2005.

Die Musiktherapie ist eine der ältesten Behandlungsmethoden. Musik kann sowohl aktiv (selbst Musik machen) als auch passiv (Musik sinnlich aufnehmen) eingesetzt werden. Durch den Einsatz von Musik und auch Tanz und Bewegung werden Spannungs- und Schmerzzustände abgebaut und die Patient*innen werden zur Eigeninitiative angeregt. Die Therapien werden mit Einzelpersonen oder in Gruppen durchgeführt, z. B. fördert Musizieren in Gruppen den sozialen Kontakt und die Zusammengehörigkeit.

Die ersten Kontakte mit den Patient*innen dienen dem Kennenlernen und der Vertrauensbildung. In den therapeutischen Sitzungen werden leicht spielbare Musikinstrumente verwendet (z. B. Orff-Instrumente). Musiziert wird meist in Form von Improvisationen. Je nach therapeutischer Zielsetzung werden neben Musik auch Stimme und Bewegung eingesetzt. Sinn der Improvisation ist, einen musikalischen Dialog herzustellen und den Patient*innen Gelegenheit zu bieten, ihre Gefühle auszudrücken. Im darauffolgenden reflexiven Prozess haben die Patient*innen die Möglichkeit die Erlebnisse und Emotionen therapeutisch aufzuarbeiten.

Musiktherapeut*innen arbeiten z. B. mit Menschen mit Körper- und Sinnesbehinderung (z. B. spastischen Lähmungen, Taubheit, Blindheit), mit Menschen mit neurotischen und psychosomatischen Störungen und Erkrankungen (z. B. manisch-depressive Erkrankungen), mit Persönlichkeitsentwicklungsstörungen (z. B. Schizophrenie) sowie mit Kindern und Jugendlichen, die in ihrer emotionalen, intellektuellen oder sozialen Entwicklung beeinträchtigt sind.

Aufgaben

Musiktherapie mit behinderten Menschen:

  • Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein stärken
  • Sensibilität, Konfliktfähigkeit, Durchsetzungsvermögen, Frustrationstoleranz und soziale Kompetenzen allgemein fördern
  • bei der Entwicklung von Persönlichkeit und Identität (spezielle Themen wie: Verarbeitung der Behinderung, Sexualität, Familie etc.) Hilfe stellen, beraten und betreuen
  • Ausdrucksfähigkeit und Kreativität fördern und unterstützen

Musiktherapie mit Patient*innen der Psychiatrie:

  • Ängste, Neurosen, Psychosen abbauen helfen
  • Ich-Funktionen (z. B. eigene Identität und Persönlichkeit, Unterscheidung von Phantasie und Wirklichkeit, Abgrenzungsfähigkeit) stärken
  • Hilfestellung zur Orientierung in der Lebenswirklichkeit und im Alltag bieten
  • Selbst- und Fremdwahrnehmung fördern und stärken
  • die Bereiche Vitalität, Affektivität und Emotionalität aktivieren
  • Wahrnehmungsfähigkeit fördern, den Ausdruck von Emotionen unterstützen
  • Kontakt- und Beziehungsfähigkeit aufbauen
  • gesunde Persönlichkeitsanteile fördern und erhalten

Musiktherapie mit verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen:

  • Entwicklungsblockaden und Kontaktstörungen auflösen
  • zwanglose Spiel- und Begegnungsräume bereitstellen
  • nicht-pathologische Verhaltensweisen erarbeiten (Verhaltenstherapie)
  • emotionale Defizite und traumatische Erlebnisse bearbeiten und verarbeiten helfen
  • gesunde Entwicklungsprozesse fördern und unterstützen
  • begleitende Beratungsgespräche mit den Familienangehörigen durchführen

Musiktherapie mit alten Menschen:

  • Hilfe zur Orientierung und Selbstbehauptung im Alltag bieten
  • geistige und körperliche Aktivität, Wohlbefinden steigern
  • Kontaktfähigkeit stärken und fördern
  • vorhandene (musikalische) Potenziale stärken und fördern

Arbeitsmittel und Ausrüstung

Musiktherapeut*innen arbeiten mit Instrumenten wie Rasseln, Trommeln, Flöten, Klavier und Gitarren usw. sowie mit Notenbüchern und verschiedenen therapeutischen Unterlagen und Materialien. Sie verwenden medizinische und psychologische Fach- und Handbücher und führen Diagnoseblätter, Patient*innenlisten und -karteien und verschiedene Aufzeichnungen zu Behandlungsverlauf und Behandlungserfolg. Sie arbeiten außerdem mit Computern, Laptops, CDs und DVDs, Musikkassetten, Mikrofonen usw.

Aus- & Weiterbildung

Ausbildung und Voraussetzungen

Für den Beruf als Musiktherapeut*in ist in der Regel ein abgeschlossenes Universitätsstudium in Musiktherapie (BA, MA oder Diplomstudium) erforderlich.

Wichtige Ausbildungsinhalte:

  • Musikgeschichte, Musiktheorie
  • allgemeine Psychologie
  • allgemeine Pädagogik
  • Musik- und Bewegungspädagogik
  • Musiktherapie
  • Klient*innen- und Patient*innenbetreuung

Weiterbildung und Spezialisierungen

Musiktherapeut*innen sind beruflich immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt. Voraussetzung für Erfolg in diesem Beruf ist es, immer auf dem neuesten Stand der Entwicklung zu bleiben und das Fachwissen laufend zu ergänzen und zu vertiefen.

Weiterbildungsbereiche für Musiktherapeut*innen sind beispielsweise:

  • Musik- und Tanzerziehung
  • Gesang, Performance, Schauspiel
  • Gesundheitswesen
  • Gesprächsführung, Kommunikations- und Moderationstechniken
  • Konfliktmanagement und Mediation
  • Diversity Management
  • Resilienz
  • Pädagogik
  • Datensicherheit, Datenschutz
  • digitale Kommunikationstechnologien
  • Umgang mit sozialen Medien

Neben Seminaren und Lehrgängen verschiedener Weiterbildunsanbieter (z. B. WIFI, BFI) ermöglichen beispielsweise Fachhochschullehrgänge und Universitätslehrgänge eine berufliche Weiter- und Höherqualifizierung. Auch ein Zweitstudium oder ein weiterführendes PhD-Studium kann eine Möglichkeit für die Weiterentwicklung und Höherqualifizierung sein.