Tex­til­che­mi­ker*in

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Chemie & Kunststoffe

Wie werde ich Tex­til­che­mi­ker*in?

auch bekannt als Stoffdrucker*in (Lehrberuf), Textilveredler*in

Bekleidung soll weich und farbig, Brandschutzanzüge sollen schwer entflammbar, wetterfeste Oberbekleidung soll wasser- und windundurchlässig sein. Um diese Ansprüche zu erfüllen, bleichen, färben und appretieren (= mit Glanz und Festigkeit versehen) Textilchemiker*innen natürliche, künstliche und synthetische Textilfasern, Garne und Gewebe und bedrucken sie mit verschiedenen Textildruckverfahren. Sie richten die Maschinen ein, setzen Behandlungslösungen und Färbebäder an, steuern die Apparate, Kontroll- und Messgeräte und überwachen den Veredelungsprozess.

Textilchemiker*innen arbeiten in Betrieben der Textilindustrie im Team mit ihren Kolleg*innen sowie mit Fachkräften im Bereich Textiltechnik und Chemie.

Arbeiten als Textilchemiker*in

Arbeitsumfeld

"In meinem Lehrberuf behandle ich Textilien, damit sie ihr modernes Aussehen erhalten. Meine Aufgabe besteht darin, die Textilien in Qualität und Komfort zu verbessern und neue Materialien zu entwickeln. Ich arbeite im Labor, wo die Rezepte und Verfahren für die anschließende Produktion festgelegt werden und führe Materialbestimmungen und chemische Analysen durch."
Philip Eienbach, Lehrling bei Wolford AG, ibw Fotowettbewerb 2007

Textilchemiker*innen bleichen, färben und appretieren (= mit Glanz und Festigkeit versehen) textile Rohmaterialien wie Bodenbeläge, technische Textilien, Bekleidungsstoffe. Durch die verschiedenen Verfahren der Textilverarbeitung erhalten pflanzliche, tierische oder synthetische textile Rohmaterialien die gewünschten Eigenschaften wie Waschechtheit, Knitterfestigkeit, Witterungsbeständigkeit oder Pflegeleichtigkeit. Textilchemiker*innen veredeln die Rohmaterialien entweder in unversponnenem Zustand (als Flocke), als Garn oder als Gewebe, wie bei Web-, Strick- und Wirkwaren.

Durch die arbeitsteilige Organisation in den Industriebetrieben arbeiten Textilchemiker*innen entweder in der Färbeabteilung, in der Appreturabteilung oder im Textildruck. Die Färbeabteilung umfasst den Bereich der Vorbehandlung und Färbung von Rohtextilien; in der Appreturabteilung werden die Textilien mit Glanz und Festigkeit versehen. In der Appreturabteilung arbeiten Textilchemiker*innen am Foulard, an dem die Appretur aufgetragen wird und am Spannrahmen, auf dem die Trocknung erfolgt.

Im Textildruck arbeiten Textilchemiker*innen zum Beispiel als Farbköch*innen oder als Maschinenführer*innen. Als Farbköch*innen stellen sie die für den Druck benötigten Druckfarben und Farbpasten nach genau vorgegebenen Rezepturen her. Maschinenführer*innen sind für den gesamten Druckablauf verantwortlich und meist auf eine bestimmte Druckmaschine spezialisiert. Textilchemiker*innen, die an Rotationsfilmdruckmaschinen (Filmdruck mit Rotationsschablonen) arbeiten, programmieren, bedienen und warten diese Maschinen. Sie sorgen für die richtige Farbzufuhr und die richtige Farbabmischung.

Textilchemiker*innen prüfen im Labor die Echtheit und Qualität der Stoffe (sowohl die Ausgangsmaterialien als auch die hergestellte Ware). Sie überprüfen die pH-Werte, führen Dichte- und Viskositätsbestimmungen sowie Wasser- und Faseranalysen (Feststellung von Faserschäden) durch. Textilchemiker*innen stellen Kundenmuster her und entwickeln neue textilchemische Prozesse. Sie überwachen den Produktionsprozess und ersetzen bei Störungen Maschinenteile.

Bei all ihren Arbeiten legen Textilchemiker*innen besonderes Augenmerk auf umweltschonende und energieeffiziente Arbeitsmethoden und Materialverwendung und sorgen dafür, dass Sicherheits- und Qualitätsstandards genau eingehalten werden.

Aufgaben

  • Mischungen und Pasten zum Bleichen und Färben textiler Rohmaterialien und zum Bearbeiten der Eigenschaften wie Glanz und Festigkeit ansetzen
  • rechnergestützte Maschinen und Anlagen rüsten, bedienen und warten, Produktionsprozesse kontrollieren und optimieren
  • Farblösungen aus Farbstoffen und anderen chemischen Zusätzen herstellen, die Farblösung in die Färbemaschine einfüllen und die Lösung erhitzen
  • naturfarbene oder gebleichte Stoffe in Färbemaschinen mittels Auszieh- oder Foulardverfahren färben, den Färbevorgang überwachen
  • die Farbe durch Dampf, Hitze und Chemikalien fixieren
  • Stoffe zum Appretieren und Trocknen weiterleiten
  • die Appreturlösung mischen, die Mischung in den Tank des "Foulards" (Arbeiten an der Foulardmaschine) füllen
  • den Spannrahmen auf die benötigte Spannbreite aufziehen, die Trockenanlage des Spannrahmens aufheizen (Arbeiten am Spannrahmen)
  • die Vorgänge an Foulard und Spannrahmen überwachen und kontrollieren
  • Flach- und Rotationsschablonen in der Druckmaschine montieren
  • die Maschinenfunktionen programmieren bzw. einstellen, die Druckmaschine in Betrieb nehmen und den Druckvorgang überwachen und kontrollieren
  • spezielle Oberflächenbehandlungsverfahren bzw. -veredelungsverfahren anwenden, wie Kalandern (Glätten oder Prägen von Stoffen) oder Gouffrieren (Einprägen von Oberflächenmustern) anwenden
  • auftretende Maschinenstörungen beheben
  • Laboranalysen wie z. B. Dichtebestimmungen, pH-Wert- und Viskositätsbestimmungen, fotometrische Bestimmungen, Maßanalyse, Wasseranalyse, Faseranalyse durchführen

Arbeitsmittel und Ausrüstung

Textilchemiker*innen hantieren mit verschiedenen natürlichen und künstlichen Stoffen, Geweben und Garnen und behandeln diese mit Färbemitteln und unterschiedlichen chemischen Substanzen, die sie nach vorgegebenen oder selbst erstellten Rezepturen zusammenmischen. Sie arbeiten an Färbemaschinen, an Textildruckmaschinen und am Foulard (Maschine zum Auftragen der Appretur), die zum Teil computergesteuert sind (CAD-Anlagen), rüsten diese, reinigen und warten sie. Dazu verwenden sie Schmiermittel, Öl und verschiedene Reinigungslösungen. Im Labor setzen sie Analyse- und Prüfgeräte wie z. B. Mikroskope ein.

Aus- & Weiterbildung

Weiterbildung und Spezialisierungen

Textilchemiker*innen sind beruflich immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt. Voraussetzung für Erfolg in diesem Beruf ist es, immer auf dem neuesten Stand der Entwicklung zu bleiben und das Fachwissen, die Methodenkompetenzen und sozialen Kompetenzen laufend zu ergänzen und zu vertiefen.

Für Textilchemiker*innen gibt es nur relativ wenige fachspezifische Weiterbildungsmöglichkeiten. Weiterbildungseinrichtungen wie z. B. das Berufsförderungsinstitut (BFI) und das Wirtschaftsförderungsinstitut (WIFI) bieten in Wien und Dornbirn von Zeit zu Zeit Kurse und Lehrgänge für diesen Bereich an.

Zur Vermittlung von Anwendungskenntnissen neuer Techniken (z. B. Software für Gestaltung der Muster) oder Maschinen (z. B. digitale Steuerung) bieten viele Herstellerfirmen eigene Schulungen an.

Der Besuch von Messen, Verkaufsveranstaltungen und Branchenevents ermöglicht Weiterbildung hinsichtlich neuer internationaler Entwicklungen im Bereich der Textilproduktion und der Mode.

Möglichkeiten zur beruflichen Höherqualifizierung bieten außerdem Vorbereitungs- und Aufbaulehrgänge für Berufstätige an berufsbildenden höheren Schulen, insbesondere an Bundeslehranstalten für Mode.
Mit dem Abschluss eines Aufbaulehrganges (3 Jahre) ist neben einer höheren Fachqualifikation außerdem die Matura verbunden, die ein Studium an Fachhochschulen und Universitäten (Z. B. Mode - Design) ermöglicht.

Studium ohne Matura:

Für ein Studium an einer Fachhochschule, Universität oder Pädagogischen Hochschulen ist normalerweise die Matura einer Allgemeinbildenden (AHS) oder Berufsbildenden Höheren Schule (BHS) erforderlich.
Es bestehen aber auch andere Zugangsmöglichkeiten:

  • Berufsreifeprüfung (Lehre mit Matura): Die Berufsreifeprüfung, die du bereits während deiner Lehrzeit beginnen kannst, ist eine vollwertige Matura, mit der du uneingeschränkten Zugang zum Studium hast.
  • Studienberechtigungsprüfung: Die Studienberechtigungsprüfung kannst du vor Beginn eines Studiums ablegen. Sie ermöglicht den Zugang zu einem bestimmten Studium.
  • ohne Matura mit Berufsausbildung und Berufserfahrung: Fachhochschulen bieten außerdem meist die Möglichkeit mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung (insb. Lehre oder Berufsbildender Mittlerer Schule (BMS)) und mehrjähriger Berufserfahrung auch ohne Matura ein facheinschlägiges (d. h. mit der Berufsausbildung fachlich verwandtes) Bachelorstudien zu beginnen. Meist müssen dazu einzelne Zusatzprüfungen absolviert werden.

Aufgrund des hohen Konkurrenzdrucks auf die österreichische Textil- und Bekleidungsbranche durch billigere ausländische Produkte und den zunehmenden Automatisierungsgrad der industriellen Fertigung ist die laufende Weiterentwicklung durch Weiterbildung und Spezialisierung für Fachkräfte in diesem Bereich besonders wichtig. Dadurch die hohe Qualität ihrer Arbeit und die laufende Weiterentwicklung ihrer spezialisierten Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kompetenzen bleiben Textilchemiker*innen konkurrenzfähig und finden interessante Beschäftigungsmöglichkeiten vor.