Thomas C. Brezina
Autor, TV-Moderator
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"Und dann schreib ich, schreib ich, schreib ich und vergesse auf alles." Thomas C. Brezina hat neben dem Bett immer einen Stift griffbereit, denn manchmal träumt er davon, wie seine Geschichten weitergehen. Mit acht Jahren schrieb er das erste Buch, mit fünfzehn bereits preisgekrönte Fernsehdrehbücher. Was für ihn das Coolste an seinem Job ist? "Ich kann mich an alle Orte der Welt zaubern, indem ich darüber schreibe. "

Transkript

Drei Ratschläge an Dein 14jähriges Ich!

Nummer 1: Tu das, was du wirklich machen willst - dort, wo du die größte Leidenschaft spürst, dort, wo du siehst und merkst, das will ich wirklich machen. Das tue - und noch etwas, ergreif jede Gelegenheit, die sich dir im Leben bietet. Das war bei meinem Leben immer sehr, sehr wichtig. Viele Dinge sind auf mich zugekommen und ich habe dann gesagt: Ja, das mache ich. Und das war gut so. Zweitens: Es ist wichtig, eine gute Ausbildung zu haben. Aber die kriegt man auf unterschiedliche Art und Weise. Also wenn man z.B., wenn man gerne schreibt, ist es auch unglaublich hilfreich und nützlich zu sehen: Wie schreiben andere Autoren? Was kann ich davon lernen? Wie beschreibt jemand etwas? Wie werden Personen sehr lebendig? Was kann man da machen? Man lernt auch unglaublich viel, wie andere Leute arbeiten. Ich lese sehr viel über andere Schriftsteller, wie die ihre Bücher geschrieben haben. Und auch all das ist immer für mich wichtig gewesen und ich lerne heute jeden Tag dazu. Und das Dritte: Gib dein Bestes. Du musst wirklich zu dir ganz ehrlich sagen können: Ich habe mein absolut Beste versucht und getan. Das ist immer ein gutes Gefühl, selbst wenn es einmal nicht so klappt, dann weiß man, ich weiß auf jeden Fall, wie ich es beim nächsten Mal anders machen kann.

Was steht auf Deiner Visitenkarte?

Thomas Brezinger, Geschichtenerzähler. Das steht drauf.

Was ist das coolste an Deinem Job?

Am tollsten ist für mich, dass ich mir fast alles ausdenken kann. Schau, ich habe bisher fast jeden Beruf der Welt schon einmal ausgeübt, indem ich darüber geschrieben habe. Ich kann mich an alle Ort der Welt zaubern, indem ich darüber schreibe. Natürlich kann ich das nicht erfinden. Entweder muss ich wirklich dort gewesen sein oder aber ich recherchiere sehr viel darüber, d.h. ich lese nach, ich suche sehr viel im Internet. Ich rufe oft Leute an, die dort wohnen und lasse mir Dinge beschreiben. Ich habe Freunde auf der halben Welt, die für mich schon unterwegs waren und herumgesucht haben und geschaut haben, weil ich ihnen gesagt habe: Wie riecht es dort? Wie ist das ganz genau in diesem Regenwald z.B.? Und wie kann ich mir das vorstellen? Welche Geräusche höre ich dort? Die haben mir das sogar aufgenommen oft und dann Soundfiles geschickt. Denn alles, was ich wirklich einmal erlebt habe oder gefühlt habe, das kann ich besser beschreiben.

Welche Einschränkungen bringt Dein Job mit sich?

Einschränkungen? Naja schau, wenn du wirklich etwas erreichen willst, dann muss du sehr viel tun. Und das tue ich. Ich arbeite sechs Tage die Woche mindestens. Manchmal, am siebten gehe ich dann spazieren und denke mir Geschichten weiter aus. Ich arbeite ungefähr von 9 in der Früh bis 19 Uhr am Abend, also ungefähr 10 Stunden am Tag. Du musst sitzen bleiben können. Ja, das ist manchmal ziemlich schwierig. Ich möchte auch ganz andere Sachen gerne machen. Du musst durchhalten können. Ich bin manchmal verzweifelt, absolut, weil ich den Eindruck habe, mir fällt nichts mehr ein. Und da werde ich dann sehr ungemütlich und sehr grantig und da musst du dann durchkommen. Das gehört einfach auch dazu. Das geht jedem so. Und ja, und manchmal ist es richtig anstrengend. Aber es lohnt sich. Denn in dem Moment, wo ich dann eine Geschichte geschrieben habe, ein Buch geschrieben habe, wenn das dann fertig ist, das ist das tollste Gefühl von allen.

Worum geht es in Deinem Job?

Darum, Geschichten zu erzählen. Und aus manchen Geschichten werden Bücher, aus anderen Fernsehsendungen, Theaterstücke, Spiele. Aber das Wichtigste ist immer die Geschichte. Ja, und die muss mir einfallen. Das ist das Allerwichtigste von allem. So einen allgemeinen Tag habe ich kaum. Meine Tage sehen ganz unterschiedlich aus. Es gibt Tage, an denen ich mir Dinge mehr ausdenke. Da gehe ich sehr viel spazieren oft. Da muss ich ständig in Bewegung sein. Mir fällt auch sehr viel ein, wenn ich im Auto unterwegs bin, im Zug unterwegs bin, im Flugzeug unterwegs bin. Ich notiere alle Ideen, das ist das Wichtigste, denn tue ich das nicht, dann vergesse ich sie. Ich habe neben dem Bett immer liegen Papier, Bleistift, auch meistens ein Diktiergerät. Wenn ich in der Nacht aufwache, fällt mir dann auch oft was ein. Ich träume auch oft Sachen, wie Geschichten weitergehen. Das muss alles sofort notiert werden. Wenn ich richtig schreibe, dann sind meine Schreibtage so, dass ich meistens so ab 9 Uhr an meinem Computer sitze. Ich sitze in so einem Sessel ungefähr (weist auf den, in dem er gerade sitzt), habe den Laptop am Schoß und dann versuche ich anzufangen. Manchmal geht das schnell, manchmal dauert das ein paar Stunden. Ich schreibe sehr viel in London. Dorthin ziehe ich mich zurück, seit vielen, vielen Jahren. Und dort fällt mir besonders viel ein. Dort fühle ich mich sehr wohl. Und dort gibt es viele Dinge, die mir Ideen bringen. Und dort habe ich eine kleine Wohnung, am Dach oben, und einen kleinen, ganz großen Raum und in dem schreibe ich vor allem. Naja, und dann sitze ich und schreibe. Und dann, manchmal geht es irrsinnig gut, manchmal brauche ich bis am Nachmittag, bis mir wirklich viel einfällt. Und dann plötzlich geht es los und dann schreibe ich, schreibe ich und dann vergesse ich auf alles. Aber bevor ich aufhöre, notiere ich mir immer die Ideen, die schon weitergehen. Das ist ganz wichtig, denn da bin ich in so einem Schwung, ich höre nicht dann dann auf, wenn ich völlig erschöpft bin, sondern ich höre dann auf, wenn ich so gerade drinnen bin. Und dann notiere ich mir alle Ideen, damit ich am nächsten Tag, wenn ich mich hinsetze, mir die durchlese und so mit denen wieder anfangen kann.

Wie sieht Dein Werdegang aus?

Ha - (Lachen) - ganz ungewöhnlich. Ich habe mit 8 Jahren zum ersten Mal versucht, ein Buch zu schreiben. Dreißig Seiten habe ich mit der Hand geschrieben damals. Dann habe ich später, da war ich ungefähr 15, habe ich Fernsehdrehbücher geschrieben. Mit denen habe ich den Großen Österreichischen Jugendpreis gewonnen. Und das war sehr, sehr wichtig, denn diese Drehbücher sind dann später ans Fernsehen gekommen. Und nach der Matura habe ich das Angebot bekommen, ob ich nicht Drehbücher für das echte Fernsehen machen möchte, weil diese Preisträger-Drehbücher sehr gefallen haben. In Wirklichkeit habe ich aber zu der Zeit Veterinärmedizin studiert. Ich wollte Tierarzt werden. Das bin ich nicht geworden. Ich habe zu Schreiben begonnen. Ja, und dann hat eins das andere ergeben. Ich habe dann sehr viel fürs Radio auch geschrieben. Meine Hörspiele hat ein Verleger gehört, der hat mich gefragt, ob ich Bücher schreiben möchte und ich habe gesagt: Ja. Und habe begonnen und naja, dann habe nicht mehr aufgehört.

Ginge es auch ohne Deinem Werdegang?

Na , ohne Werdegang geht nie etwas. Es ergibt ja immer eins das andere. Es ist ja immer die Frage: Kann man zum Beispiel, Schriftsteller, kann man das studieren? Ich glaube nicht, muss ich ganz ehrlich sagen. Weil, ich glaube ganz einfach, wenn jemand Geschichten erzählen will, dann wird er das machen. Und ich sage auch ehrlich dazu, es ist schön, wenn man völlig ohne Rechtschreibfehler schreiben kann, aber es ist nicht das Allerwichtigste. Das Allerwichtigste ist, dass du mit Worten spielen kannst, dass du dich gut ausdrücken kannst, dass du mit Worten Bilder malen kannst, dass du Leute gut darstellen kannst, wie sie sind, wie sie sprechen, wie sie sich geben, was sie tun. Das sind die wirklich wichtigen Sachen und dass man unendlich viel Freude daran hat, Geschichten zu erzählen. Das ist das Wichtigste.