Flücht­lings­be­treu­er*in

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Wie werde ich Flücht­lings­be­treu­er*in?

Flüchtlingsbetreuer*innen arbeiten mit Flüchtlingen zusammen. Das sind Menschen, die in ihrem Herkunftsland verfolgt wurden und es deshalb verlassen haben bzw. mussten. Flüchtlingsbetreuer*innen begleiten, betreuen und beraten diese Menschen, die in einer kritischen Lebenssituation sind und in einem anderen Land Schutz und einen Neuanfang suchen. Sie versuchen Flüchtlinge bzw. Migrantinnen und Migranten durch den Erwerb von ausreichenden Deutschkenntnissen und Grundwissen über die österreichische Gesellschaft, Kultur und Politik, durch die Aufnahme einer möglichst ausbildungsgerechten Arbeit oder einer berufsspezifischen weiterführenden Ausbildung in unsere Gesellschaft einzugliedern (Integration). Sie unterstützen dabei eine längerfristig gesicherte Wohnung zu finden und stabile soziale Kontakte aufzubauen. In diesem sozialen Beruf zählen u. a. Verantwortungsbewusstsein, menschliches Verständnis und Einfühlungsvermögen zu den wichtigsten Anforderungen.

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Arbeiten als Flüchtlingsbetreuer*in

Arbeitsumfeld

Flüchtlingsbetreuer*innen sind häufig Sozialarbeiter*innen, Sozialpädagog*innen, Pädagog*innen, Sozialbetreuer*innen, Psycholog*innen oder Jurist*innen, die sich auf die Arbeit mit Flüchtlingen spezialisiert haben. Flüchtlingsbetreuer*innen arbeiten mit Menschen, die ihr Herkunftsland verlassen haben und in einem anderen Land Schutz suchen. Diese gelten als Flüchtlinge, weil sie sich aus Furcht vor Verfolgung aus Gründen der Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeugung außerhalb des Landes befinden, dessen Staatsangehörigkeit sie besitzen. Viele Menschen flüchten auch vor Umweltkatastrophen, Hungersnöten und Wirtschaftsproblemen.

Flüchtlingsbetreuer*innen agieren in erster Linie im Bereich der Beratung. Nach der Ankunft und Erstbetreuung der Flüchtlinge (evt. auch medizinischen Versorgung) informieren die Betreuer*innen sie in unerlässlichen Sachen wie z. B. über die Voraussetzungen für den Aufenthalt in Österreich und welche Rechte und Verpflichtungen damit verbunden sind, über das Asylverfahren und welche formalen Schritte für die Anerkennung als Flüchtling gesetzt werden müssen usw. Ganz wichtig ist dabei die Aufklärung über die Gesetzeslage im jeweiligen Land und die Abklärung der Erwartungen der Flüchtlinge.

Flüchtlingsbetreuer*innen versuchen gemeinsam mit dem Flüchtling ein normales Leben im Zufluchtsland aufzubauen. Das umfasst z. B. Tätigkeiten wie Rechtsberatung, Bildungsberatung, gesundheitliche Beratung. Das bedeutet, es werden Fragen des alltäglichen Lebens beantwortet (z. B. Wo bringe ich meine Kinder zur Schule? Wo und wie komme ich zu einem Arzt? Wie komme ich an eine Grundversorgung für meine Familie?). Das Konfliktmanagement ist auch ein Tätigkeitsbereich von Flüchtlingsbetreuer*innen (z. B. zur Steigerung der Wohnzufriedenheit und Lebensqualität der Bewohner*innen untereinander in einem sozialen Wohnbau). Letztlich sollen die Flüchtlinge befähigt werden auftretende Probleme unabhängig von der Unterstützung von Hilfsorganisationen lösen zu können.

Flüchtlingsbetreuer*innen arbeiten auch viel mit Behörden (z. B. Aufenthaltsbehörde, Führerscheinbehörde). Die Vermittlung zwischen Rechtsanwälten, die im Asyl- und Ausländerrecht tätig sind, und den Flüchtlingen ist ebenfalls eine wichtige Tätigkeit der Flüchtlingsbetreuer*innen. Teilweise sind sie auf bestimmte Zielgruppen spezialisiert, z. B. unbegleitete Minderjährige, d. h. Kinder und Jugendliche, die ohne Familie nach Österreich kommen.

Flüchtlingsbetreuer*innen müssen eine Vielzahl von menschlichen Eigenschaften aufweisen, vor allem im sozialen Bereich. Neben Verantwortungsbewusstsein, menschlichem Verständnis und Einfühlungsvermögen, gehören auch Toleranz, interkulturelle Kompetenz und Empathiefähigkeit, sowie eine gewisse Frustrationstoleranz zu den wichtigsten Kernkompetenzen.

Aufgaben

  • (mobile) Beratung und soziale Betreuung
  • Flüchtlinge in eigenen Flüchtlingsunterkünften unterbringen und betreuen
  • Informationsarbeit (z. B. Gesetzeslage im Zufluchtsland)
  • Kontakte zu unterschiedlichen Institutionen und Organisationen im Rahmen der Beratungstätigkeit aufbauen (z. B. Krankenhaus)
  • Beratungs- und Betreuungsangebote wie Psychotherapie, Rechtsberatung, Bildungsberatung anbieten bzw. organisieren
  • Termine wie Arztbesuche, Behördenwege etc. koordinieren
  • Anlaufstelle und Verbindungsglied zwischen Behörden, der Bevölkerung und den Asylwerber*innen sein
  • administrative Anforderungen in dieser speziellen Betreuungssituation abwickeln (z. B. unterstützen beim Ausfüllen von behördlichen Anträgen/Formularen)

Arbeitsmittel und Ausrüstung

Flüchtlingsbetreuer*innen arbeiten mit Flüchtlingen aus verschiedenen Ländern, verschiedenen Alters und Geschlechts, aus verschiedenen sozialen Schichten bzw. Milieus, mit verschiedenen religiösen Ansichten und in unterschiedlichen gesundheitlichen und mentalen Zuständen zusammen. Daher ist es ganz wichtig hohe Toleranz zu zeigen und vorurteilsfrei zu sein und zu bleiben. Bei dieser Arbeit stehen der Mensch und seine zu rettende Zukunft im Vordergrund. Sie versuchen sich auf ihr Gegenüber einzustellen und dessen Vertrauen zu gewinnen.
Flüchtlingsbetreuer*innen arbeiten mit Formularen und Anträgen und verwenden Gesetzestexte (z. B. Asyl- und Ausländergesetz) oder rechtlichen Verordnungen. Sie lesen und erklären außerdem die Bescheide der für das Asylverfahren zuständigen Behörden.

Für die Kommunikation mit Behörden, Anwälten und diversen Organisationen und Einrichtungen verwenden Flüchtlingsbetreuer*innen Computer und Laptops, Telefonanlagen, Mobiltelefone und Internet. Sie führen Datenbanken, Karteien und Akten über ihre Klient*innen.

Aus- & Weiterbildung

Ausbildung und Voraussetzungen

Flüchtlingsbetreuer*innen haben meistens eine pädagogische, soziale und teilweise juristische Ausbildung (z. B. als Sozialarbeiter*in, Sozialpädagoge / Sozialpädagogin, Pädagoge / Pädagogin, Fach-Sozialbetreuer*in / Diplom-Sozialbetreuer*in Psychologe / Psychologin oder Jurist*in). Spezielle Studiengänge für Flüchtlingsbetreuer*innen gibt es noch nicht.

Eine facheinschlägige bzw. pädagogische oder soziale Ausbildung wird jedoch bei vielen Tätigkeiten im Bereich Migration und Flüchtlingsbetreuung verlangt oder ist zumindest erwünscht. Der Erwerb von Fremdsprachenkenntnissen ist hilfreich.
Bildungsanstalten für Sozialpädagogik qualifizieren zunächst grundlegend für die Tätigkeit als Flüchtlingsbetreuer*in. Diese können und sollten sich jedoch auch im Rahmen von Universitäts- und Fachhochschulstudiengängen weiterbilden. Sehr wichtig für Flüchtlingsbetreuer*innen sind praktische Erfahrungen im Bereich der Flüchtlingshilfe, um die Vielfältigkeit schwieriger Situation kennen und meistern zu lernen.

Wichtige Ausbildungsinhalte:

  • Pädagogik, Psychologie
  • Politische Bildung
  • Soziologie
  • Sozialwirtschaft
  • Sozialmanagement
  • Flüchtlingsbetreuung
  • Interkulturelle Kompetenzen
  • Konfliktmanagement, Mediation
  • Krisenintervention
  • Projektmanagement, Dokumentation
  • Fremdsprachen (z. B. Englisch, Türkisch, Arabisch)

Weiterbildung und Spezialisierungen

Für Flüchtlingsbetreuer*innen gibt es im Bereich der Weiterbildung eine große Auswahl an pädagogischen, didaktischen und sozialen Universitäts- und Fachhochschulstudiengängen, Universitätslehrgängen, sowie an Lehrgängen des Berufsförderungsinstitut (BFI) und des Wirtschaftsförderungsinstituts (WIFI). Im Umgang mit Flüchtlingen bieten sich beispielsweise Weiterbildungen wie z. B. Mediation, Coaching und Konfliktmanagement an.