Eva Glawischnig
Klubobfrau und Bundessprecherin a.D.
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Stadt
Wien
“Es führen ganz viele Wege zum Erfolg und man weiß oft nicht, welche Gasse eine Sackgasse und welche die richtige ist. Nur die Sackgassen haben auch alle eine Bedeutung und eine Wichtigkeit”, würde Klubobfrau und Bundessprecherin, Eva Glawischnig, ihrem 14-jährigen Ich auf die Reise mitgeben. Worum es in ihrer Tätigkeit unter anderem geht? “Mein Job ist es zu hoppen, von A wie Asyl bis Z wie Zivildienst und zu allen Bereichen etwas Sinnvolles und Zusammenhängendes für die Grünen nach außen zu formulieren.”

Transkript

Drei Ratschläge an Dein 14jähriges Ich!

Was ich mir selber raten würde mit 14? Also Erstens, es führen ganz viele Wege zum Erfolg, und man weiß oft nicht, welche Gasse jetzt eine Sackgasse und welche die richtige ist. Nur die Sackgassen haben alle auch eine Bedeutung und eine Wichtigkeit. Und das Zweite, man sollte sich gerade in dem Alter, glaube ich, nicht zu sehr mit seinen Schwächen beschäftigen. Also auch, wie schaue ich aus, alle diese Blödsinnigkeiten, die man mit 14 für ganz extrem wichtig erachtet, gerade als junge Frau zum Beispiel. Sondern sich mit den Stärken, was kann ich gut, was macht mir Spaß, und auf das auch setzen. Und auch in der Schule auf die Stärken setzen und sich nicht einreden lassen, dass man sich mit den Schwächen länger beschäftigen soll.

Was steht auf Deiner Visitenkarte?

Also ich heiße Eva Glawischnig. Ich bin die Klubobfrau und Bundessprecherin der Grünen, das ist eine politische Partei. Und das steht auch auf meiner Visitenkarte.

Was ist das coolste an Deinem Job?

Also am meisten Spaß macht es, wenn es im Team schwimmt. Das ist so ein Gefühl von Swing, wenn eine Sache gut läuft, also wenn viele Menschen auf eine Initiative mit aufspringen und du das Gefühl hast, du hast jetzt einen Punkt getroffen. Also das kann ich nur so als Magnetfeld beschreiben, wo es swingt einfach. Das macht mir am meisten Spaß. Und nachdem ich aus einer Umweltschutzorganisation komme, wo alles im Team war, ist das ein Teamerlebnis.

Welche Einschränkungen bringt Dein Job mit sich?

Ja natürlich also mein spezieller Job jetzt, also die Bundessprecherin zu sein, ist auch mit einem Verlust von Privatsphäre auch verbunden. Also du musst auch, wenn du durch den Supermarkt gehst und irgendetwas in den Einkaufswagen schaufelst, musst du überlegen, ob dich dabei nicht irgendwer begutachtet, fotografiert oder sonst was. Natürlich gibt es dann auch so Momente der Einsamkeit, also wenn du ganz allein in ein Fernsehstudio reingehst und weißt, wenn du jetzt einen Fehler machst, dann ist das für viele ein Problem und nicht nur für dich selbst. Also wenn du dich ganz vorne hinstellst und sozusagen alle verteidigst und alle Positionen verteidigst, dann kann einem auch ziemlich viel Aggression auch entgegen schwappen, und das muss man dann halt einfach an sich vorbeigleiten lassen.

Worum geht es in Deinem Job?

Also die Grünen als politische Partei stehen für bestimmte inhaltliche große Schwerpunkte wie Umweltschutz, Klimaschutz, aber auch soziale Gerechtigkeit, Menschenrechte sehr stark. Und ich stehe im Wesentlichen als Repräsentantin für die ganze Partei und kommuniziere zu diesen Themen in erster Linie. Es ist eine Kommunikationsaufgabe, ein Kommunikationsjob. Also typisch ist sehr viel Öffentlichkeitsarbeit, also das heißt Pressekonferenzen, das heißt Reden, das heißt auch im Nationalrat die erste Rede sozusagen zu halten, also das Wichtigste, was die Partei zu sagen hat, auch zu vertreten. Das ist nicht immer zu 100 Prozent auch meine Meinung, das ist eine Vertretung auch von Vielen und nicht nur meiner eigenen Meinung. Und natürlich ist es auch sehr stark mit Mitbürgern in den Kontakt, also mit dem Wahrnehmen, was Menschen unter den Nägeln brennt, verbunden. Obwohl das sich eher dann konzentriert in Wahlkämpfen oder in Kampagnen, nach Draußen zu gehen. Also ich sitze selber überhaupt nicht mehr vorm Computer, höchstens vorm iPad. Im Wesentlichen werden inhaltliche Positionen, Fragen, die aktuell relevant werden, wie jetzt zum Beispiel eine Volksinitiative in der Schweiz, wo es um den Stopp von Arbeitsmigration und Zuwanderung geht, werden von denen vorbereitet, die dafür Fachexpertinnen sind, das sind die einzelnen Abgeordneten. Und mein Job ist es, zu hoppen von A wie Asyl bis Z wie Zivildienst und zu allen Bereichen dann etwas Sinnvolles und Zusammenhängendes für die Grünen dann nach außen zu formulieren.

Wie sieht Dein Werdegang aus?

Ich komme aus einem Kärntner Gasthaus, habe im Betrieb meiner Eltern sehr viel mitgearbeitet. Wir haben auch eine kleine Landwirtschaft gehabt. Ich bin dann aufs Gymnasium gegangen und habe dann in der Zeit mit etwas sehr Spannendem begonnen, nämlich mit 16 in einer Band zu spielen. Da haben wir irrsinnig Spaß gehabt. Das war natürlich auch Flucht aus dieser eher bisschen tristen Wirtshausumgebung, und habe dann einige Jahre lang auch auf einigen Bühnen mit einem Liedermacher und Ausdruckpopper Musik machen können, was mir auch ein bisschen ein Gefühl gegeben hat, wie ist es auf einer Bühne. Und ich habe dann das Glück gehabt, ein Gymnasium besuchen zu können und dann zu studieren. Ich war die erste Frau, das erste Mädchen, das ein Hochschulstudium abgeschlossen hat. Ich wollte eigentlich Musik studieren, hab die sehr strenge Aufnahmeprüfung in Graz, von 21 Bewerberinnen und Bewerbern wurde einer genommen, und das war nicht ich. Also die Grazer Jazz Academy, das habe ich nicht geschafft. Aber die Liebe zur Musik ist mir deswegen trotzdem geblieben. Und dann habe ich mir gedacht, was studiere ich jetzt. Ja, nehmen wir halt Rechtswissenschaften, das geht vielleicht schnell. Aber es hat mir dann doch auch geholfen, weil erstens logisches Denken und zweitens auch eine gewisse Strukturiertheit auch bei der Lösung von Problemen, und natürlich ein super Einstieg in viele Themenbereiche in der Politik. Und über das Studium habe ich auch einen Kreis von Menschen kennengelernt, die mir inhaltlich einfach einen Idealismus beigebracht haben, nämlich dass unsere natürlichen Lebensgrundlagen begrenzt sind, und dann ist das Interesse im Umweltschutz sehr stark gewachsen. Und über eine Umweltschutzorganisation bin ich dann bei den Grünen reingewachsen. Das war dann 99 mit dem Einzug ins Parlament dann de facto abgeschlossen, als Nationalratsabgeordnete und später dann als Chefin.

Ginge es auch ohne Deinem Werdegang?

Ob es ohne diesen Werdegang gegangen wäre, weiß ich nicht. Ich bin damals eher sozusagen meiner inneren Überzeugung, meinem Herzen gefolgt. Also das, was mich ärgert, bewegt, aufregt, dem meine Zeit zu widmen. Und man braucht natürlich in dem Job schon auch sowas wie eine Erdung, Wurzeln. Also dass du das nie vergisst, warum du es begonnen hast. Und eine meiner auch wichtigen Vorgaben ist auch, nie in Versuchung zu geraten, Eitelkeit, also der aus dem Weg zu gehen zu 100 Prozent, das ist für Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, ganz ein wichtiges Prinzip, finde ich.