Eve Champagne
Queen of Burlesque, Host in Olivia Jones Show Club
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Stadt
Hamburg
“Es gibt kein Schönheitsideal, es gibt keine Altersgrenze, das ist nur Kopfsache und wenn du diese Barriere durchbrochen hast, kannst du alles sein auf der Bühne!” erzählt Eve Champagne, Burlesque Performerin und Retro-Model im Olivia Jones Show Club in Hamburg. “Man muss mit sich selbst im Reinen sein, geistig sowie körperlich. Jede Frau ist schön”, verrät sie, “es gibt große, dünne, dicke Frauen, man muss einfach wissen, was man in den Vordergrund packt.”

Transkript

Drei Ratschläge an Dein 14jähriges Ich!

Ich stehe vor meinem 14-jährigem Ich, zurückreisend. Gott, ich will nicht ein Jahr jünger sein als ich jetzt bin, denn ich sah mit jedem Jahr besser aus. Aber, wenn ich jetzt mit 14 vor mir stehen würde, würde ich sagen: Darling, nananana, wird alles gut, du bist ne geile Sau und zieh´ die Nummer durch!

Was steht auf Deiner Visitenkarte?

Auf meiner Visitenkarte steht: Eve Champagne, Burlesque-Performerin und Retro-Model. Ich mach´ Burlesque seit 10 Jahren, arbeite für Olivia Jones in Olivias Show Club als Moderatorin und Burlesque-Tänzerin.

Was ist das coolste an Deinem Job?

Das Coolste an meiner Tätigkeit ist natürlich das Umfeld. Mit Dragqueens zu arbeiten, mit Olivia Jones zu arbeiten - man lernt von der Meisterin. Und das Schöne an meinem Job ist halt, man kann alle Facetten ausleben - willst du ne Prinzessin sein, machst du ein Prinzessinen-Kostüm. Willst du ein besoffener Matrose sein, so wie ich, kannst du dir erlauben, die Leute mit Vodka zu bespucken. Was ich mir dann auch rausnehme und tue und dafür Applaus ernte. Das ist doch großartig. Ich mein´, wer einmal Stage-Diving gemacht hat, weiß wovon ich spreche.

Welche Einschränkungen bringt Dein Job mit sich?

Die Herausforderung im Burlesque ist die, dass du halt wirklich halbnackt in der Öffentlichkeit stehst. Das ist der Unterschied zum kommerziellen Striptease, der zelebriert das Nacktsein, wir das Ausziehen. Du musst halt sehr zufrieden mit deinem Körper sein, aber das reicht nicht. Weil du musst sehr kreativ sein, beim Burlesque erzählt man ne Geschichte - das ist Strippen mit Geschichte. Werden die Männer nicht verstehen, deswegen: Kuckt euch das an! Und als Tipp: 70 Prozent Frauenanteil im Publikum, tut euch das an. Die Frauen zelebrieren das, weil wir halt zeigen, dass jede von uns hübsch ist und die Einschränkung gibts eigentlich nicht. Es gibt kein Schönheitsideal, es gibt keine Altersgrenze, das ist nur eine Kopfsache. Und wenn du die Barriere durchgebrochen hast, kannst du alles sein auf der Bühne.

Worum geht es in Deinem Job?

Olivias Show Club bietet eine Mischung aus Comedy, Travestie und Burlesque. Ich bin die Sparte Burlesque, das heißt ich performe nicht nur im Laden sondern ich moderiere auch meine Kollegen an, ob es nun Comedy ist oder Travestie. Mein Punkt hier ist es, dass ich die einzige echte Frau hier drinnen bin und einfach die Fahne hoch halte. Tierisch schwer mit Dragqueens zu arbeiten, denn der Unterschied zwischen einer Dragqueen und Krebs ist der, dass Krebs immer noch gutartig sein kann, Dragqueens aber nicht. Und wenn du als echte Frau neben denen bestehen kannst, die besser auf Highheels laufen können und sich besser schminken können als du, dann hast du´s geschafft. Meine Woche sieht so aus, man denkt, man kommt auf die Bühne, macht seine 8-Minuten-Show, wie eine durchschnittliche Burlesque-Nummer dauert, geht runter, trinkt Champagner und das wars. Aber, man muss bedenken: Bis mein Kopf so aussieht, wie er aussieht - ich bin ein absolut durchschnittlich aussehendes Mädel, wie jede andere von uns - dauert es 2 Stunden. Das ist Disziplin. Vor der Show drehst du dir die Haare ein, du fängst an mit dem Make-up, mit dem Schattieren - dauert 2 Stunden. Dann natürlich duschen, anziehen und ähnliches. In der Woche von Dienstag bis Mittwoch lauf´ ich mit dem blonden Hans, einer alten Kiez-Legende hier über den Kiez, er macht Kiez-Touren - ich bin seine weibliche Begleitung. Liegt vielleicht daran, dass er früher Wirtschafter war, vielleicht in eurem Fach-Jargon: auch Zuhälter genannt. Und ich als Frau die Einzige bin, auf die er hört. Er: Alteingesessen. Den begleite ich, zeig halt den Gästen den Kiez. Mach ich dann Freitag und Samstag auch mit meinen eigenen Touren, mein Spezialgebiet ist der Sexappeal. Ich versuche den Frauen einfach zu zeigen oder zu suggerieren, dass sie ausprobieren sollen, dass sie sich wohlfühlen sollen. Erzähl´ sehr viel über SM und Fetish-Sachen, den Unterschied zwischen Sex und einer Käseplatte und ähnliches - dazu müsste man meine Touren buchen. Und wenn meine Gäste dann im Show Club ankommen, lauf´ ich schon hinter die Bühne, zieh´ mir nen Fummel an, damit ich mich für euch ausziehen kann.

Wie sieht Dein Werdegang aus?

Ich bin in Bremen geboren, bin die Tochter eines polnischen Seemannes. Also Einwanderer-Familie, bin die einzige die halt hier geboren ist. Trotzdem Muschelschubserin, ist in Norddeutschland. Als Kind war ich schon voll die Rampensau, natürlich meine Eltern wussten nicht woher das kommt. Dann hab ich die Realschule gemacht, wusste nicht was ich beruflich tun sollte - wollte reich und berühmt werden, konnte aber nichts. Meine Noten waren gut genug, dass sie sagten: Komm, geh´ ins Gymnasium. Hab´ dann das Leistungsfach Englisch gewählt, weil ich halt unbedingt mit der ganzen Welt kommunizieren wollte, mit den Menschen. Ich bin ein sehr kommunikativer Mensch. Und dann hab ich das Abitur gemacht und bin dann als Burlesque-Tänzerin raus gegangen. Liegt daran, dass ich als Teenager sehr viele Pin-up´s gesammelt hab´, die Filme großartig fand. Aber weil ich so tierisch hässlich war und Mobbing-Opfer Nummer 1 - also wirklich: groß, dürr, kein Arsch, keine Titten. Die Pubertät kam dann sehr spät, deswegen wahrscheinlich mit 30 alles noch so straff und da wo es sein soll. Und ich fing an mich so zu kleiden und zu schminken. Und dann hab ich in einem Live-Schuppen gearbeitet, Live-Musikclub, als Tresenchefin. Und mein Chef sagte - ich hatte immer ne größere Fresse als ich überhaupt bin, so. Jetzt mittlerweile steht was dahinter. Da hab ich schon damals bei myspace gesagt, ich wäre Burlesque-Tänzerin. Und die Amerikaner sind darauf aufmerksam geworden, die Tänzerinnen, und haben mich dann begleitet auf Tour bzw. eingeladen. Und so kam es, dass ich mit meiner ersten Show dann schon in Rimini aufgetreten bin, in Las Vegas. Und es kamen immer wieder Shows dazu, weil ich daran gearbeitet habe. Dann hab ich zwischendurch eine Ausbildung als Hotelfachfrau gemacht, professionelle Barmixerin. Das heißt ich kann strippen, barkeepern und kochen. Das einzige was ich nicht kann, ist backen. Aber hey, Perfektion ist langweilig. Ich bin jetzt nur für Olivia Jones tätig, von Donnerstag bis Freitag arbeite ich im Show Club, Dienstag und Mittwoch die Kiez-Touren. Ich bin komplett ausgelastet, seit zweieinhalb Jahren fester Bestandteil des Ensembles, und dieser Familie. Aber vorher hab ich wirklich von Las Vegas über Italien, Rimini, London überall performt. Also wenn ein Angebot kommt, dann geh ich auch wirklich gerne auch woanders performen. Aber das ist meine Familie, das ist mein Standpunkt und ich liebe diesen Laden.

Ginge es auch ohne Deinem Werdegang?

Was braucht man um Burlesque-Tänzerin zu werden? Selbstwertgefühl, Selbstwertschätzung auf jeden Fall. Selbstbewusstsein, also man muss mit sich im Reinen sein. Geistig sowie körperlich. Jede Frau ist schön, das kann jeder Mann sagen. Es gibt große, dünne Frauen, dicke. Man muss einfach wissen was man in den Vordergrund packt, das heißt wenn man nen Bauch hat, ein Korsett anziehen. Wenn man nen langen Hals hat, ein schönes Collier. Hat man kurze Beine, bockt man sich auf. Und einfach das zu betonen, was schön ist. Und nicht immer das zu betonen was hässlich ist. Im Bett kennen das viele Frauen, oh Gott ich muss das Licht ausmachen, weil ich Cellulite habe. Das ist letztendlich völlig egal, mit der Cellulite kannst du schön Arschwackeln, Darling.