Jörg Hutter
Obmann der Kurie angestellte Ärzte der Ärztekammer Salzburg
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Stadt
Salzburg
“Manchmal gibt es Patienten, die einen nach einer erfolgreichen Behandlung unvermittelt umarmen.” Als Obmann der Kurie angestellte Ärzte der Ärztekammer Salzburg füllen Patientenvisiten, Operationen sowie Besprechungen Jörg Hutters Alltag. Aufgrund seiner Leitungsposition hat er Rufbereitschaften, was bedeutet, dass er an vielen Tagen telefonisch erreichbar sein muss, falls Notfälle eintreten. “Voraussetzungen für diesen Job sind ein Medizinstudium und ein gutes Zeitmanagement.”

Transkript

Drei Ratschläge an Dein 14jähriges Ich...?

3 Ratschläge an dein 14-jähriges Ich ... Grundsätzlich glaube ich, dass man seine Träume leben, aber dabei nicht träumen sollte. Das Berufsleben besteht nicht aus Träumen, aber es gibt heute so viele Möglichkeiten Berufe zu ergreifen, die es zu meiner Zeit gar nicht gab. Beziehungsweise selbst die Entscheidung über ein Studium bedeutet noch lange nicht, dass ich dann diesen Beruf ausüben muss. Und das finde ich schön, dass man heute diese Möglichkeit hat.

Was steht auf Deiner Visitenkarte?

Was steht auf deiner Visitenkarte? Mein Name ist Dozent Dr. Jörg Hutter. Ich bin Leitender Oberarzt an der Universitätsklinik für Chirurgie in Salzburg. Ich bin Facharzt für Allgemein- und Torax-Chirurgie und arbeite daneben als Vertreter der angestellten Ärzte in der Salzburger Ärztekammer und habe daneben noch eine kleine Privatordination.

Was ist das Coolste an Deinem Job?

Was ist das Coolste an deinem Job? Das Coolste kann ich eigentlich nur an Einzelerlebnissen festmachen. Und das ist das Einzelerlebnis, dass es manchmal Patienten gibt, die nach einer erfolgreichen Behandlung zu einem herkommen und einen unvermittelt umarmen und sagen: Ich möchte Sie gerne küssen!

Welche Einschränkungen bringt Dein Job mit sich?

Welche Einschränkungen bringt der Job mit sich? Die größte Einschränkung ist doch die große zeitliche Belastung und mit zunehmendem Alter auch die starke körperliche Belastung. Wenn man Nachtdienste hat, dann erträgt man die im Alter von 30 Jahren natürlich völlig anders, als wenn man über 50 ist. Und insbesondere die Erholungsphase nach einem Nachtdienst, besonders, wenn dieser anstrengend war, dauert dann teilweise einige Tage. Und das ist für die betroffene Person nicht lustig, aber auch für das gesamte Umfeld, insbesondere für die Familie.

Worum geht es in Deinem Job?

Worum geht's in deinem Job? Ich arbeite an der Universitätsklinik für Chirurgie am Landeskrankenhaus Salzburg. Das ist ein Krankenhaus der Maximalversorgung. Bin dort Leitender Oberarzt an der Universitätsklinik für Chirurgie und speziell für den Bereich Torax-Chirurgie zuständig. Mein Tagesablauf beginnt so, dass ich üblicherweise um halb sieben in der Früh bereits im Krankenhaus bin. Ich habe dann eine halbe Stunde Zeit mich etwas in die Arbeit einzuarbeiten. Morgenbesprechung ist um sieben Uhr und dauert bis halb acht. Da werden Patienten des Vortags und des betreffenden Tages besprochen. Nach einer relativ kurzen Visite auf der Station geht es dann um acht Uhr in den Operationssaal und das dauert dann normalerweise bis 14 Uhr oder 15 Uhr. Danach wieder Visite, Besprechung mit den Patienten, was an Operationen geplant ist. Und so gleitet dann der Tag zwischen 17 Uhr und 18 Uhr nachmittags aus. Das bedeutet, dass ich daneben nur relativ wenig Zeit habe tagsüber für meine Funktion in der Ärztekammer. Das sind häufig dann Sitzungen, die am Abend stattfinden, beziehungsweise einmal unter der Woche am Nachmittag. Dienste muss ich Gott sei Dank nicht mehr allzu viele machen – das sind drei Dienste, wovon ein Dienst üblicherweise ein Wochenende betrifft. Das heißt, bei mir sind auch die Wochenenden nicht frei. Aufgrund meiner Leitungsfunktion habe ich darüber hinaus Rufbereitschaften. Das heißt, grundsätzlich bin ich an vielen Tagen im Monat auch telefonisch erreichbar, wenn Not am Mann wäre um bei Spezialfällen eingreifen zu können.

Wie sieht Dein Werdegang aus?

Wie schaut dein Werdegang aus? Ich bin Salzburg geboren, 1962, bin jetzt 54 Jahre alt. Ich bin dort in die Volksschule gegangen, in ein katholisches Privatgymnasium. Nach dem Gymnasium habe ich das Bundesheer gemacht, ein Jahr freiwillig. Bin dann nach Wien zum Studieren gegangen. Eine der schönsten Phasen meines Lebens muss ich gestehen. 1988 bin ich dann mit dem Studium fertig geworden und ich hatte damals dann das Glück in der sehr schwierigen Phase relativ rasch eine Stelle zu bekommen, also als Arzt tätig werden zu können. Ich bin dann 1995 Facharzt für Chirurgie geworden, habe dann über verschiedene Phasen wie Auslandsaufenthalte, Oberarzt werden, zusätzlich die Ausbildung zum Oberarzt für Torax-Chirurgie. Und bin eben jetzt Leitender Oberarzt an der Universitätsklinik in Salzburg. Daneben habe ich bereits 1990 in der Ärztekammer begonnen. Zuerst in ganz kleinen Funktionen und ab der Mitte der 2000er Jahre als Kurienobmann für die angestellten Ärzte, also in dem Sinne als oberster Vertreter für angestellte Ärzte und der Interessen tätig zu werden.

Ginge es auch ohne Deinen Werdegang?

Ginge es auch ohne deinen Werdegang? Um Arzt oder Ärztin zu werden, muss man Medizin studieren, das ist die Voraussetzung. Das ist ein langes und sehr intensives Studium. Ein Studium, das heute so ist, dass man eigentlich fast ein schulisches Studium hat. Das heißt, der ganze Tag und die ganze Woche ist ausgefüllt. Voraussetzungen davor gibt es meines Erachtens nicht. Die Kriterien, die heute vorausgesetzt werden, um das Medizinstudium beginnen zu können, halte ich zumindest für hinterfragenswürdig, weil ich sehr viele Ärztinnen und Ärzte kenne, die schlechte Studenten waren und ganz exzellente Ärztinnen und Ärzte geworden sind. Die Tätigkeit als Arzt und als Ärztekammervertreter erfordert sehr viel Zeitmanagement. Also man muss selbstorganisiert sein, was das Zeitliche betrifft, aber braucht natürlich auch das Verständnis der Kolleginnen und Kollegen im Krankenhaus und nicht zu Letzt auch der Partner beziehungsweise der Familie.