Visa Vie
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“Wenn ich einen Menschen treffe, möchte ich eigentlich sofort seine ganze Lebensgeschichte kennen.” Normalerweise stehen der Moderatorin Visa Vie HipHop-Größen Rede und Antwort, hier erzählt sie mal selbst, warum sich auch unbezahlte Praktika lohnen können und warum sie seit Jahren keinen Urlaub gemacht hat. Ihr Ratschlag: “Nicht immer nur an die Zukunft denken, auch ein bisschen im Jetzt leben!”

Transkript

Drei Ratschläge an Dein 14jähriges Ich!

Meinem 14-jährigen Ich würde ich auf jeden Fall sagen, dass es sich nicht lohnt, nach jeder Mathestunde zu heulen, weil ich hätte tatsächlich als 14-jähriges Ich Recht damit behalten, dass ich in zehn Jahren diesen ganzen Mathekram gar nicht mehr brauche. Gleichzeitig glaube ich, würde ich meinem 14-jährigen Ich sagen, dass man nicht immer nur an die Zukunft denken muss, sondern auch so ein bisschen im Jetzt leben sollte. Also nicht, dass ich meine Kindheit nicht genossen und ausgelebt hätte, aber ich habe, glaube ich, schon immer sehr, sehr viel von früh an an Karriere gedacht und damals eben ganz viel an Schauspielerei und dass man vielleicht auch so ein bisschen mehr die Kindheit genießen sollte. Natürlich schon vorbereiten auf das, was später mal kommt, aber dafür kommt ja dann eben auch die Zeit, in der man eben viel arbeiten muss und eben nicht mehr so viel Freizeit und Spaß hat. Und ich würde meinem 14-jährigen Ich auch noch sagen, dass kleine Rückschläge auf jeden Fall nicht das Ende der Welt bedeuten. Also ich kann mich erinnern, dass ich, wenn ich damals Absagen bekommen habe nach irgendwelchen Castings, ist für mich auch fast jedes Mal eine Welt zusammengebrochen und ich habe geheult und habe bei meiner Mama in den Armen gelegen und habe gesagt: Aus mir wird nie was! Das ist natürlich totaler Schwachsinn und dass man, also ja, dem Jugendlich auch sagt, es werden noch so, so, so, so viele Rückschläge in deinem Leben kommen und so viele Absagen und so viele Dinge werden nicht klappen. Aber wenn man eben zielstrebig und hartnäckig ist, dann wird sich das irgendwann alles lohnen und dann, glaube ich, dass dann irgendwann jeder an das Ziel kommt, das er erreichen möchte.

Was steht auf Deiner Visitenkarte?

Hallo, mein Name ist Visa Vie und ich bin freiberufliche Moderatorin.

Was ist das coolste an Deinem Job?

Das Coolste an meinem Job ist, dass ich einfach von Natur aus ein sehr, sehr, sehr neugieriger Mensch bin und ich möchte immer alles ganz, ganz genau wissen und ich möchte – immer, wenn ich einen Menschen treffe, eigentlich sofort seine ganze Lebensgeschichte kennen. Und es ist natürlich toll, dass ich dafür bezahlt werde, dass ich das quasi aus Menschen herauskitzeln kann. Und es macht mir extrem Spaß, weil ich permanent unterwegs bin, ganz, ganz viele Leute kennenlerne und dieser Job ist einfach unfassbar abwechslungsreich. Und das ist natürlich dann auch schön, dass man eben ein Feedback kriegt von anderen Menschen. Also wenn man jetzt, sag ich mal, einen normalen Job hat, dann ist es vielleicht mal der Chef, der einen lobt. Oder vielleicht auch mal die Familie oder die Freunde. Aber ich habe natürlich das Glück, auch mal als Person der Öffentlichkeit ein Feedback von ganz, ganz Menschen zu kriegen, die sagen, dass sie mich mögen, obwohl sie mich eigentlich gar nicht kennen. Also das ist schon ein absoluter Traumjob.

Welche Einschränkungen bringt Dein Job mit sich?

Dass dieses flexible Arbeiten sowohl Schatten- als auch Sonnenseiten hat, weil, ich kann halt nicht so richtig planen. Und darunter leidet dann natürlich auch manchmal so ein bisschen das Privatleben, weil man eben immer unterwegs ist und immer auf Abruf ist und dadurch ist es schwierig, sich irgendwie langfristig oder dauerhaft mit Menschen zu verabreden. Und dann sind natürlich schon manchmal die Menschen in meinem Umfeld traurig, dass sie mich so wenig sehen, weil ich so viel unterwegs bin. Und ich habe, glaube ich, seit viereinhalb Jahren keinen Urlaub mehr gemacht, weil ich es aber auch nicht wollte. Also ich habe einfach gesagt: Ich konzentriere mich jetzt auf meinen Job und auf dass es voran geht.

Worum geht es in Deinem Job?

Also als Moderatorin geht es natürlich hauptsächlich darum, Menschen zu unterhalten. Ich bin jetzt nicht so die klassische Entertainerin, sondern mein Fachgebiet sind eigentlich Interviews, d.h. ich stelle Menschen Fragen schlicht und ergreifend - verschiedensten Menschen aus verschiedenen Bereich, aber vorrangig schon in der urbanen, also HipHop-Kultur. Ansonsten moderiere ich noch beim Radio. Da geht es natürlich auch um Musik und es geht auch darum, Menschen live und direkt zu unterhalten und natürlich auch mit einzubeziehen, mit denen zu interagieren. Und ansonsten nebenbei bin ich auch ab und zu als Live-Moderatorin tätig, d.h. auf verschiedenen Events die Menschen ein bisschen bespaßen. Mein Arbeitsalltag ist auf jeden Fall extrem flexibel, d.h. ich weiß eigentlich nie, wann ich so wirklich in zwei Wochen aufstehen muss, was da passiert. An manchen Tagen bin ich quasi zu Hause, in meinem Home Office, und bereite einfach Interviews vor oder schreibe oder recherchiere. Dann gibt es auch Tage oder Wochen, wo ich die ganze Zeit nur unterwegs bin und von A nach B, auf irgendwelchen Festivals Interviews führe oder halt einfach auch in andere Städte fahre, um dort die Künstler direkt zu Hause zu besuchen. Dann habe ich, die einzige Konstante quasi in meinem beruflichen Leben ist halt immer sonntags eine Radiosendung bei Kiss FM, die ich halt moderiere. Das ist es dann, ja, jeder andere Mensch hat am Sonntag halt frei und ich stehe früh auf und fahre ins Studio, bereite da alles vor. Und dann kommen irgendwann Live-Gäste, mit denen mache ich Interviews und danach schneide ich auch alles selber, also ich bin da quasi Redaktion, Moderatorin, Producerin, alles in einem.

Wie sieht Dein Werdegang aus?

Also mein Werdegang hat eigentlich schon vor dem Abitur angefangen, weil ich als Kindermoderatorin und Schauspielerin tätig war und da verschiedene, lustige kleine Jobs immer mitgemacht habe und auch Neben- und Hauptrollen in verschiedenen Fernsehfilmen und am Theater gespielt habe, z.B. auch mal für den Tigerenten-Club was Lustiges moderiert habe, mit so einer tollen Tigerenten-Mütze, d.h., da ist so ein bisschen meine Leidenschaft geboren zu moderieren. Dann habe ich Abitur gemacht. Danach ganz klassisch ein paar Praktika in der Medienbranche. Danach hat der Berliner Radiosender 98.8 Kiss FM eine oder einen Summerjobber gesucht. Das war ein groß angelegtes Casting. Das habe ich dann gewonnen und sollte eigentlich nur einen Monat da so ein bisschen mit moderieren. Und aus diesem einen Monat wurden dann irgendwie zwölf Monate Praktikum und nach diesen zwölf Monaten Praktikum habe ich dann ein Volontariat angeboten bekommen und das habe ich natürlich auch angenommen, d.h. ich habe dort zwei Jahre eine Ausbildung gemacht zur Moderatorin und Redakteurin. Das beinhaltet verschiedene Seminare, wo man alles übers Moderieren, übers Interview führen lernt, über die Radiogeschichte, außerdem natürlich auch noch Sprecherziehung, die ich dann ein Mal die Woche dort genossen habe. Ich habe auch dann schon während des Volontariats die erste Sendung bekommen bei Kiss FM, habe außerdem noch hier beim Axel-Springer-Preis für junge Journalisten so eine lobende Erwähnung für eine herausragende Leistung im Hörfunkbereich, ohne jetzt angeben zu wollen, aber ist natürlich auch ein wichtiger Teil gewesen in meinem Werdegang. Und auch noch während meines Volontariats bei Kiss FM ist das Online Musik-Magazin 16 Base auf mich aufmerksam geworden. Die sollte man eigentlich kennen, wenn man sich mit Rap oder urbaner Musik beschäftigt. Und dann habe ich ein Interview für die geführt. Eigentlich war es, glaube ich, auch nur geplant so ein Mal zusammenzuarbeiten. Und aus diesem einen Interview sind dann, glaube ich, in den letzten drei Jahren gefühlt so an die 300 geworden. Das mache ich nach wie vor sehr, sehr gerne und neben 16 Base und Kiss FM arbeite ich ab und zu halt frei für verschiedene Anbieter und mache Interviews oder mache eben auch Live-Event-Moderation.

Ginge es auch ohne Deinem Werdegang?

Wenn man im Radio moderieren will, dann sollte man auf jeden Fall zumindest einen ähnlichen Werdegang haben wie ich, weil, man kann sich ja nicht einfach ins Studio stellen und irgendwelche Knöpfe drücken und einfach drauf losreden, d.h. da braucht man schon eine gewisse Grundlage und ein Volontariat ist da auf jeden Fall das beste, wenn man einfach von der Pike auf lernt, wie dieses Radiogeschäft funktioniert. Was jetzt aber diese Interviews betrifft, ich glaube, da ist der Werdegang wirklich komplett abhängig von dem Menschen, der diesen Werdegang eben einschlägt, weil, da geht es hauptsächlich eben darum, dass man so ein bisschen Gespür hat mit Menschen, dass man ganz, ganz viel Neugier in sich trägt und dass man eben auch keine Angst hat vor der Kamera zu sprechen, weil das ist dann sonst nicht sonderlich hilfreich. Und da gibt es auf jeden Fall verschiedenste Wege. Man muss nicht unbedingt eine Fachrichtung studieren. Man muss auch nicht 5.000 Euro im Monat ausgeben, um irgendeine Moderatorenausbildung zu machen. Da sollte man dann eher hart kämpfen und hasseln. Das dauert alles eine Weile. Und man sollte auch unbezahlt mal Praktika machen, weil, sonst kommt man wahrscheinlich nicht ans Ziel.