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Nicole Klimaschefski
Verbundleiterin Berufspsychologischer Service
bei Bundesagentur für Arbeit
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Stadt
Nürnberg
“Der Großteil der Menschen, die wir sehen, kommen ein Mal”, spricht Nicole Klimaschefski über die Einschränkung in ihrer Tätigkeit als Verbundleiterin Berufspsychologischer Service, die meist nur einen Beratungstermin pro Kunden umfasst. “Als Psychologin in der Arbeitsagentur geht’s im Prinzip viel um Aspekte der Eignungsdiagnostik”, erklärt sie ihr Aufgabenfeld bei der Bundesagentur für Arbeit.

Transkript

Drei Ratschläge an Dein 14jähriges Ich...?

Ja, fleißig sein. Für Psychologie benötigt man einen guten Notendurchschnitt. Von daher kann man einfach nur sagen: "Hau rein, sei fleißig, bleib auch noch locker dabei." Mit 14 bist du auch noch ein Kind. Da muss man das ein bisschen genießen können.

Was steht auf Deiner Visitenkarte?

Auf meiner Visitenkarte steht Nicole Klimaschefski, Verbundleiterin des Berufspsychologischen Service der Arbeitsagentur Vechta und Osnabrück.

Was ist das Coolste an Deinem Job?

Es sind im Prinzip zwei Sachen, die mir am meisten gefallen. Das eine ist, dass man mit sehr unterschiedlichen Menschen zu tun hat. Das habe ich ja auch schon ein bisschen angedeutet. Auf der einen Seite der Schüler, der überhaupt gar nicht weiß, was er beruflich machen soll. Auf der anderen Seite ein Erwachsener, der sich beruflich komplett umorientieren muss aufgrund eines Arbeitsunfalls. Man muss so ein bisschen nachvollziehen, wie schwierig das ist, wenn man sich komplett neu orientieren muss. Aber auch psychisch erkrankte Menschen, die ihren erlernten Beruf nicht mehr ausüben können. Eine depressive Krankenschwester als Beispiel, die einfach auch Schichtbetrieb, was an die Nerven mit rangeht, wo man schaut, was kann die denn machen? Das Spektrum ist sehr, sehr breit gefächert. Vorher, in meinem Praktikum in der Unternehmensberatung, hat man nicht mit so vielen verschiedenen Menschen und Kundengruppen zu tun.

Welche Einschränkungen bringt Dein Job mit sich?

Ich habe lange darüber nachgedacht. Was bringt so eine Einschränkung mit sich? Ich glaube, wenn man Psychologie studiert, dann ist man eher darauf ausgelegt, einen Menschen etwas länger zu begleiten. Das ist klassischerweise bei uns nicht der Fall. Es gibt Beratungskunden, die zu drei Gesprächen oder auch mehr Beratungssitzungen, herkommen können. Aber das ist nicht so viel. Der Großteil der Menschen, die wir sehen, kommen einmal zu diesem von mir klassisch beschriebenem Termin-Vorgespräch. Man geht in den Test, man hat ein Nachgespräch, ich schreibe ein Gutachten. Ich weiß gar nicht, was mit diesen Menschen weiter passiert. Ist das alles aufgegangen, was wir uns zusammen überlegt haben? Man bleibt da nicht dran. Das ist eine Einmalaufnahme. Ich glaube, dass das eine Einschränkung ist, die der Job mit sich bringt. Für mich war das okay, weil ich auch immer gesagt habe, ich möchte nicht so gerne was ganz Klinisches machen, mit Therapie und komplett ewig begleiten. Ich denke, das ist eine Einschränkung, die der Job mit sich bringt. Weiterhin ist die Bundesagentur für Arbeit eine große Institution. Es gibt viel informelles Wissen, was man als Anfänger, wenn man reinkommt, nicht kennt. Da muss man erst reinkommen, dass man weiß, wen frage ich was, wo muss ich nachhaken? Das ist ein bisschen anstrengend am Anfang, aber da kommt man dann rein.

Worum geht es in Deinem Job?

Die Bundesagentur für Arbeit ist im Prinzip die Anlaufstelle für Menschen, die arbeitslos sind, die arbeitssuchend sind. Für Schüler, für Rehabilitanden, Menschen, die ihren erlernten Beruf nicht mehr ausüben können, die Hilfe und Unterstützung brauchen, um beruflich wieder voranzukommen. Bei meiner Position ist es ein bisschen zweigeteilt. Als Psychologin in der Arbeitsagentur geht es im Prinzip viel um Aspekte der Eignungsdiagnostik. Wenn ein Schüler kommt, der nicht genau weiß, was für eine Ausbildung machen möchte, dass man schaut, welche Fähigkeiten sind denn gut ausgebildet? Kann er gut rechnen, kann er gut räumlich sehen? Dann würde Tischler gut passen als Beispiel. So was wie ein Fliesenleger mit kaputten Knien, wo man einfach sagen muss, kann der eine Umschulung im Bürobereich schaffen, weil das einfach anderer Fähigkeiten bedarf? Das sind Punkte, die sicherlich die Aufgaben als Psychologin betreffen, neben auch Beratungstätigkeit. Menschen, die persönliche Probleme haben und aufgrund dessen schwer wieder in den Beruf reinkommen, da zu unterstützen. Als Verbundleiterin bedeutet das auch, dass ich verantwortlich bin für zwei Teams, in Vechta und in Osnabrück. Da sind meine Mitarbeiter. Einmal weitere Psychologen, aber auch die Testassistenten, die für uns die Tests mit den Kunden, den Menschen, die zu uns kommen, durchführen. Dann noch die Assistenten, die dann Gutachten schreiben, administrative Aufgaben übernehmen. Es ist ein bisschen zweigeteilt. Ein typischer Arbeitstag gliedert sich in zwei Teile. Der Vormittag beginnt im Prinzip mit der Fallarbeit. Fallarbeit bedeutet, dass die Kunden, die zu uns kommen, von uns in Empfang genommen werden. Man führt ein Vorgespräch, wo man klärt, was da genau betrachtet werden soll, worum es aktuell geht. Es gibt eine Testuntersuchung in unserem Testraum, wo ich jetzt persönlich nicht dabei bin, was jemand anders macht. Es gibt danach ein Rückmeldegespräch, wo geklärt wird, ob die Vorstellungen desjenigen, der jetzt da sitzt, realistisch sind, welche Unterstützung man gegebenenfalls noch bräuchte. In der Zeit, wenn die Kunden im Testraum sind, habe ich ein Zeitfenster, um Beratungen durchzuführen, mit Kunden zu sprechen, wo es nicht um irgendwelche testdiagnostische Fragen geht, sondern eher um persönlichere Dinge. Das ist der klassische Vormittag bei uns in der Arbeitsagentur. Nachmittags ist dann eher administrative Aufgaben, Gutachten diktieren, Gutachten abschließen, E-Mails beantworten und im Rahmen meiner Verbundleitertätigkeit gewisse Führungsaufgaben zu übernehmen.

Wie sieht Dein Werdegang aus?

Geboren bin ich an der Nordsee, aufgewachsen dort auch. Habe ganz normal das Gymnasium besucht, nach der zehnten Klasse ein Austauschjahr in Amerika gemacht, weil ich schon immer wusste, dass ich Psychologie studieren möchte. Und dafür ist Englisch sehr wichtig. Das war so mein Gedanke, das dann zu machen. Ich bin dann wiedergekommen, habe Abitur gemacht. Habe nach dem Abitur erst eine Berufsausbildung zur Werbekauffrau gemacht, weil der NC ist schon relativ hoch bei Psychologie. Von daher habe ich diese Schleife noch eingelegt und habe dann nach der Ausbildung direkt angefangen, in Münster Psychologie zu studieren. Habe im Studium selber schon diverse Einblicke in unterschiedliche Berufsfelder bekommen. Ich habe an der Uni als Statistiktutorin gearbeitet, das unterrichtet. Zum anderen habe ich in einer Unternehmensberatung gearbeitet. Personalauswahl, Personalentwicklung, so was mitgemacht. Durch einen ziemlich dummen Zufall bin ich dann bei der Bundesagentur für Arbeit gelandet, wo ich in der Schulzeit mal ein Praktikum gemacht hatte. Wenn man als Psychologe in der Arbeitsagentur anfängt, dann hat man ein sogenanntes Traineeprogramm. Man hat neun Monate, in denen man verschiedene Agenturen durchläuft, jeweils für drei Monate, um verschiedene Einblicke zu bekommen und dann speziell auf dieses ganze Berufliche ausgebildet zu werden. Das lernt man im Studium nicht. Nach der Trainee-Zeit war ich erst in einer kleineren Agentur in Bayern eingesetzt, bin dann aus privaten Gründen, ist eine Bundesagentur, wieder in Richtung Norden gewechselt. Bin seit 2009 in Vechta und Verbundleiterin seit der Umstrukturierung und nach meiner Elternzeit jetzt seit 2013.

Ginge es auch ohne Deinen Werdegang?

Die Frage kann man nicht mit einem schlichten Ja oder Nein beantworten. Ein Teil ist einfach eine Pflichtvoraussetzung. Um als Psychologin in der Arbeitsagentur zu arbeiten, benötigt man ein Psychologiestudium. Als ich eingestellt wurde, war es noch Diplom Psychologie. Jetzt ist es ein Master in Psychologie. Der muss vorliegen, sonst wird man nicht eingestellt. Ich habe im Vorfeld eine Berufsausbildung gemacht, die benötigt man nicht. Es ist aber sehr hilfreich, weil man auf der einen Seite die Schüler verstehen kann, die ich jetzt als tägliche Leute, die zu mir kommen, erlebe. Aber auch so Einblicke, was erwartet ein Arbeitgeber von einem Auszubildenden? Wenn man selber in der Situation war, kann man da schon ein bisschen was nachvollziehen. Also das ist hilfreich, braucht man aber nicht unbedingt. Als Psychologin in der Arbeitsagentur sind persönliche Eigenschaften wie Empathie schon wichtig, man sollte sich in andere hineinversetzen können. Man braucht schon relativ viel an Sozialkompetenzen, weil man viel Kontakt hat. Das trifft höchstwahrscheinlich auf alle Psychologen zu. Was bei uns sicherlich noch ein bisschen mehr im Vordergrund steht als bei anderen ist dieser ganze Diagnostikgedanke. Methodisch, testtheoretisch, muss man schon Wissen haben, weil das einfach das Material ist, womit man täglich arbeitet.

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