Transkript
Der wichtigste Ratschlag in Deinem Leben?
Es ist nie zu spät. Also gerade für mich, ich habe erst mit 32 eigentlich oder kurz vor meinem 32. Geburtstag entschieden, so jetzt mache ich noch mal alles ganz anders. Ich werfe alles über Bord und fange von vorne an und ich finde, wenn die Rahmenbedingungen passen, dann sollte man sich das auf jeden Fall trauen. Das Alter sollte nicht das Limit sein. Wenn das jemand anschaut, der vielleicht selber mit der Entscheidung ein bisschen hadert, soll ich das machen? Ist es nicht schon ein bisschen spät für mich? Dann kann ich nur sagen: Das ist nicht der Grund oder das soll nicht der Grund sein.
Wer bist Du und was machst Du?
Ich heiße Tina. Ich studiere Physiotherapie an der FH Campus Wien und bin im fünften Semester.
Was ist das Coolste an Deinem Studium?
Ich würde sagen, das ist die Vielfalt. Einerseits natürlich von den Inhalten des Studiums und auch von dem späteren Beruf, andererseits aber auch aufgrund der Personen, die man kennenlernt. Ich denke jetzt an meine Studienkolleginnen und Studienkollegen, die doch zum Teil um ein ganzes Stück jünger sind als ich und ich habe aber trotzdem so viel von denen gelernt in den letzten Jahren. Also man kriegt sehr viel auch auf den eigenen Lebensweg noch einmal mit. Das hat nichts mit dem Alter zu tun und das ist etwas sehr sehr Schönes. Und auch in Zukunft dann, wenn man arbeitet, hat man so ein breites Spektrum an Wahlmöglichkeiten, wo man mal arbeiten möchte. Das finde ich sehr schön.
Was ist die größte Herausforderung?
Zeitweise ist es, den Überblick nicht zu verlieren und sich selbst nicht zu verlieren. Jetzt mittlerweile im fünften Semester, habe ich das Gefühl, dass ich jetzt schon langsam den Dreh heraußen habe. Jetzt ist es aber schon bald vorbei. Gerade in den ersten 2 bis 3 Semestern ist es mitunter schon schwierig, den Überblick zu bewahren und rechtzeitig mit dem Lernen anzufangen und sich vor allem die eigenen Ressourcen richtig einzuteilen. Und das habe ich auch damit gemeint, sich selber nicht zu verlieren. Ich habe selbst den Fehler gemacht, mich total reingetigert in das Studium und war dann komplett K.O. nach dem Semester. Hut ab vor jedem, der das von Anfang an besser schafft. Ich habe es nicht geschafft, aber das wäre so, da der Tipp, den ich weitergeben würde; schauen, dass man sich selber nicht verliert auf dem Weg.
Worum geht's in Deinem Studium?
Die Physiotherapie ist ein Bereich des Gesundheitswesens und befasst sich zwar nicht nur, aber ganz zentral mit dem Bereich Bewegung. Im Studium selber ist zu Beginn mal vor allem so ein bisschen sind die Grundlagen im Vordergrund. Das heißt sowas wie Anatomie und Physiologie. Da geht es ganz stark auch in den medizinischen Bereich hinein. Im weiteren Verlauf des Studiums versucht man dann, die Bausteine zusammenzusetzen und mehr und mehr den Prozess zu lernen, den man dann auch später als echte Physiotherapeutin oder echter Physiotherapeut täglich braucht, nämlich über eine Anamnese und eine Befundung oder Untersuchung die Probleme oder das Problem zu identifizieren und auch die Ursache und dann ganz gezielt Handlungsschritte zu setzen. Im Idealfall schafft man es dann auch, dass sich eine Verbesserung für den Patienten oder die Patientin ergibt. Sei es jetzt Verbesserung der Lebensqualität oder der Beweglichkeit, der Kraft oder Funktionsfähigkeit. Das kann ganz unterschiedlich sein. Ich studiere das Ganze in der Vollzeitform. Das bedeutet, in den ersten Semestern muss man sich darauf einstellen, dass man wirklich Montag bis Freitag und manchmal sogar Samstags Unterricht hat und vor Ort sein muss. Das ist vielleicht für manche koordinativ eine Herausforderung, sich das einzurichten, dass sie dann wirklich Zeit haben. Also es ist wirklich ein Vollzeitstudium. Momentan ist jetzt im fünften Semester und auch im sechsten Semester ist man dann vermehrt im Praktikum. Da arbeitet man dann schon wirklich im echten Setting. Unter Supervision von den Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten, die in dem jeweiligen Haus arbeiten.
Welche Voraussetzungen sind nötig?
Einige, also vor allem ganz zentral sollte man glaube ich, gern mit Menschen zusammen arbeiten. Wenn man das nicht möchte, und eher kontaktscheu ist, wird es schwierig. Das würde ich so als ganz zentralen Punkt hernehmen. Man muss jetzt kein Supersportler sein. Viele glauben, denke ich, dass Physiotherapeuten immer die ultimativen Athleten sind. Das muss gar nicht sein. Man kann auch durchaus weniger sportlich sein. Grundsätzliches Interesse an Bewegung sollte man mitbringen. Das auf jeden Fall. Und was glaube ich auch ganz nützlich ist, ist, wenn man sehr viel Geduld mitbringt, nämlich jetzt nicht nur mit den zukünftigen Patientinnen und Patienten, sondern auch mit sich selber, weil es kann herausfordernd werden im Studium. Es kann auch sein, dass man nicht von Anfang an alles immer super versteht und gleich mitkommt. Das sind so die Hauptkategorien, auch Freude dran und Geduld.
Wie bist Du zu diesem Studium gekommen?
Bei mir war das Ganze ja ein bisschen auf Umwegen. Ich habe eigentlich den Wunsch, Physiotherapeutin zu werden, schon sehr viel länger gehabt. Das kommt auch ein bisschen daher, dass meine Mama Physiotherapeutin war und da schon so der Einfluss gekommen ist. Ich habe aber davor tatsächlich schon bisschen mehr als zehn Jahre in einem ganz anderen Bereich gearbeitet und dann durch die Zusammenkunft von ein paar unglücklichen, leider aber auch glücklichen Zufällen entschieden, okay, jetzt ist der Zeitpunkt da, noch einmal das ganze Leben umzukrempeln. Und deshalb habe ich tatsächlich vor zweieinhalb Jahren mein ganzes Leben noch einmal auf den Kopf gestellt und etwas ganz anderes angefangen. Ich war davor Bildbearbeitungstechnikerin und Fotografin und hab dann beschlossen, es ist Zeit für was anderes, für mehr Bewegung.
3 Dinge die Du nach Deinem Studium machen möchtest...?
Ich glaube, ich würde gerne mal ein paar Tage nichts machen. Das ist so das erste auf der Liste. Einmal an nichts denken. Wahrscheinlich kann ich dann die Füße eh wieder nicht stillhalten, aber ein paar Tage ganz bewusst nichts machen ist, glaube ich ein ganz guter Ansatzpunkt für mich und ich würde gerne wieder einmal verreisen und natürlich dann einen Beruf finden, also eine Anstellung finden, wo ich das alles, was ich gelernt habe, anwenden kann und umsetzen kann.
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