Markus Zagermann
Fahrdienstleiter
bei ÖBB
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“Wenn ich weiß, dass wir zufriedene Kunden gehabt haben und die sicher an ihr Ziel gebracht haben”, geht Markus Zagermann, Fahrdienstleiter bei den ÖBB mit einem guten Gefühl nach Hause. Größte Einschränkung ist und bleibt für ihn der Schichtdienst: “Wenn die Freundin frei hat, muss ich vielleicht arbeiten oder umgekehrt.”

Transkript

Drei Ratschläge an Dein 14jähriges Ich...?

3 Ratschläge an dein 14-jähriges Ich ... Ich würde nicht viel anders machen, vielleicht im privaten Bereich ein bisschen etwas anders, was die Beziehungen angeht und so weiter. Vielleicht auch was das Finanzielle angeht. Ich würde meinem 14-jährigen Ich sagen: Fang erst gar nicht an zu rauchen, es ist g'scheiter so! Aber ansonsten ist mir zu dieser Frage nicht wirklich etwas eingefallen.

Was steht auf Deiner Visitenkarte?

Was steht auf deiner Visitenkarte? Mein Name ist Markus Zagermann. Ich bin Fahrdienstleiter im Bereich Netzbetrieb bei der ÖBB-Infrastruktur AG.

Was ist das Coolste an Deinem Job?

Was ist das Coolste an deinem Job? Das Coolste an meinem Job ist ganz einfach, wenn ich heute wieder meine 12-Stunden-Schicht fertig habe und ich weiß, dass wir - hoffentlich ohne größere Störungen und Verspätungen - zufriedene Kunden gehabt haben und die sicher an ihr Ziel gebracht haben. Dann geht man mit einem guten Gefühl nachhause. Oder aber auch im Störungsfall, wenn man diese Störung, die auch über Stunden dauern kann, gut abgearbeitet hat mit den Kollegen und der Regelbetrieb wieder aufgenommen werden konnte.

Welche Einschränkungen bringt Dein Job mit sich?

Welche Einschränkungen bringt der Job mit sich? Die größte Einschränkung ist wie in vielen Berufen natürlich die Schichtarbeit. Es gibt verschiedene Schichtsysteme bei der ÖBB: 8-Stunden-Schicht, in meinem Fall 12-Stunden-Schichten. Ganz klar die Nachtdienste. Je älter man wird, umso mehr merkt man das auch. Sonn- und Feiertag arbeitet man genauso. Aber es ist im Prinzip nichts anderes als wenn ich jetzt ein Arzt wäre, eine Krankenschwester, ein Polizist oder ein Rettungssanitäter. Die arbeiten genauso im Schichtsystem. Gewöhnen tut man sich nie daran, also ich persönlich. Aber ansonsten gibt es für mich persönlich keine größeren Einschränkungen. Klar, wenn die Freundin frei hat, muss ich vielleicht arbeiten und umgekehrt. Kommt natürlich auch dazu.

Worum geht es in Deinem Job?

Worum geht's in deinem Job? Die ÖBB sind die Österreichischen Bundesbahnen. Wir sind eine Aktiengesellschaft, die zu 100% dem Staat Österreich gehört. Wir sind sowohl im Bereich Personenverkehr als auch im Bereich Güterverkehr tätig. Mein Beruf als Fahrdienstleiter ist ein eisenbahnspezifischer Beruf. Wir sind dafür verantwortlich, dass die Züge überhaupt fahren. Wir stellen die Signale, wir stellen die Weichen. Wir sind für die Einhaltung des Fahrplans verantwortlich, den es für jeden Zug gibt, egal ob Personenzug oder Güterzug, dass diese Züge pünktlich fahren und auch am richtigen Ziel ankommen. Der Tag beginnt mit der Dienstübergabe mit dem Kollegen, wir sind also 24 Stunden vor Ort, jeweils in einer 12-Stunden-Schicht. Wir besprechen mit den Kollegen, ob es Besonderheiten an dem Tag gibt, ob es irgendwelche Sonderzüge gibt, ob es irgendwelche Störungen gibt, Zugausfälle, Zugeinleitungen. Ich bin derzeit nur am Bahnhof Wien Meidling tätig. Das ist dadurch bedingt, dass man für jeden einzelnen Dienstposten auch speziell eingeschult wird. Man kann also nicht einfach sagen: „Ich bin heute einmal am Westbahnhof und ich bin heute einmal am Praterstern und am nächsten Tag wieder in Meidling weil die örtlichen Gegebenheiten und auch die Tätigkeiten überall anders sind. Man sitzt im Büro am Bahnsteig, in der Fahrdienstleitung. Ich bin aber auch viel am Bahnsteig unterwegs, um Papiere beizugeben, die Lokführer über bestimmte Besonderheiten zu informieren, die sie auf ihrer Zugreise haben. Natürlich bin ich auch der erste Ansprechpartner für die Kunden. Gerade jetzt in der Sommerzeit gibt es sehr viele ausländische Touristen. Englisch ist ein Muss. Ohne Englisch kommt man bei uns nicht weiter, weder hier am Westbahnhof noch in Meidling bei meiner Arbeitsstätte. Bevor ich also einmal den Bahnsteig hinauf- und hinuntergegangen bin, habe ich locker zehn Kundengespräche gehabt und die versucht bestmöglich zu informieren und ihr Problem zu lösen.

Wie sieht Dein Werdegang aus?

Wie schaut dein Werdegang aus? Wie unschwer zu erhören ist, bin ich kein österreichischer Staatsbürger, sondern deutscher. Ich bin in Deutschland geboren in Nordrhein-Westfalen in der Nähe von Düsseldorf. Ich bin dann im Alter von 14 Jahren nach Bayern gezogen, wo ich dann auch meine Ausbildung in der Hotellerie und Gastronomie gemacht habe. Ich war dann jahrelang in einem großen Hotel in München tätig, bis ich aus Mangel an Alternativen im Hotelbereich in einen Bürojob in die Sachbearbeitung gewechselt bin. 2007 bin ich dann aus privaten Gründen nach Österreich gezogen und habe mich bei verschiedenen Stellen beworben, wo ich allerdings in meinem ursprünglichen Bereich, der Sachbearbeitung im Büro, keinen Job mehr gefunden habe. Und ich bin dann bei der Österreichischen Bundesbahn gelandet. Ich habe also mein Hobby, weil ich immer schon an Eisenbahnen interessiert war, zum Beruf gemacht. Ich habe dort als Betriebsassistent angefangen, das ist die rechte Hand vom Fahrdienstleiter. Ich war dort jahrelang am Wiener Südbahnhof tätig, bis er abgerissen wurde, und im Jahr 2010 habe ich dann das Angebot bekommen mich weiterzubilden zum Fahrdienstleiter. Das ist eine halbjährige Ausbildung, die hauptsächlich hier in Wien stattfindet, im Bildungszentrum. Ich habe dann meine Prüfung absolviert und war dann als Erstes eingesetzt im Bereich St. Pölten auf einer Nebenbahn. Das ist normal, dass man nach der Ausbildung zum Fahrdienstleiter natürlich nicht gleich in die Betriebsführungszentrale kommt oder zum Hauptbahnhof nach Linz, sondern man fängt klein an. Jetzt war ich über zwei Jahre im Bereich St. Pölten auf verschiedenen Bahnhöfen tätig als ausführender Fahrdienstleiter, der die Weichen und die Signale auch gestellt hat, bis mich dann mein Vorgesetzter gefragt hat, ob ich nicht wieder nach Wien zurückkommen möchte. Er hätte ein Angebot für mich in Wien Meidling als Außendienstfahrdienstleiter, was mir natürlich sehr zugute kommt, ich wohne in Wien. Und habe jetzt um einiges weniger Anfahrtszeit zur Arbeit.

Ginge es auch ohne Deinen Werdegang?

Ginge es auch ohne deinen Werdegang? Ich würde auf jeden Fall sagen, dass mein Job ohne meinen Werdegang möglich ist. Kundenorientiert sollte man sein, teamfähig muss man sein, und man sollte sich über das Thema Eisenbahn in irgendeiner Form schon informiert haben bzw. sich auch dafür interessieren. Es war früher so, dass nur Techniker genommen wurden oder nur die, die schon eine ÖBB-Ausbildung hatten. Das ist heutzutage nicht mehr so. Es kommen viele aus anderen Berufen. In meiner Ausbildung zum Fahrdienstleiter hatten wir ganz verschiedene dabei. Wir hatten Schreiner dabei, wir hatten ehemalige Bäcker dabei. Es ist also möglich auch aus anderen Berufen oder ohne speziellen Werdegang diesen Beruf auszuführen.

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