Elisabeth Merk
Referentin des Referates für Stadtplanung und Bauordnung
bei Landeshauptstadt München
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Architekt*in
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Stadt
München
Karriere Level
Führungskraft
“An meinem Tisch geht es in der Früh mal um ein Haus, es geht aber auch manchmal um die Bäume oder zum Beispiel um Eidechsen”, erzählt Elisabeth Merk aus ihrem Alltag als Stadtbaurätin von München, als welche sie auch die umgebende Landschaft der Stadtquartiere berücksichtigen muss. Ihr Credo für den bestmöglichen Arbeitsprozess bei über 600 Mitarbeitern: “Qualität für die Stadt durch Dialog über die Stadt.”

Transkript

Drei Ratschläge an Dein 14jähriges Ich!

Herausfinden was man gut kann, rausfinden was man wirklich gerne macht und dem Glück eine Chance geben, indem man sich wirklich anstrengt und, aber auch offen ist für Überraschungen im Leben.

Was steht auf Deiner Visitenkarte?

Elisabeth Merk, Architektin und Stadtbaurätin von München.

Was ist das coolste an Deinem Job?

Das Coolste ist in der Tat, dass man nicht nur ein Haus baut, sondern ganze Stadtquartiere entwickeln darf. Da ist München eine ganz besonders tolle Stadt, weil sie so dynamisch ist und wir hier wirklich viel neu bauen dürfen. Ob das jetzt Schulen, oder Sportanlagen sind, Wohnquartiere aber auch ganze Grünzüge, wie zum Beispiel bei der Messestadt in Rim, wo ja ein ganzer neuer Landschaftspark entstanden ist, mit einem See sogar. Das sind schon ganz tolle Projekte.

Welche Einschränkungen bringt Dein Job mit sich?

Das kann man vielleicht in zwei Sätzen sagen: Viel zu wenig frische Luft, weil ich immer in irgendwelchen Besprechungsräumen sitze. Zweitens, zu viele Veranstaltungen, wo ich abends Vorträge halten muss und weiterdiskutieren muss, was zwar schon spannend ist, aber wenn man das vier Abende in der Woche macht, dann hat man für Freunde doch relativ wenig Zeit.

Worum geht es in Deinem Job?

Mein Job ist, wie aus einzelnen Häusern ganze Stadtteile werden und München baut ja ganz viele neue Wohnungen und entwickelt sich weiter. Und die Münchner Bürgerschaft und der Münchner Stadtrat, das sind sozusagen meine Bauherren, für die ich ganze Stadtquartiere entwickle. Und je nachdem, geht es an meinem Tisch in der Früh mal um ein Haus, es geht aber auch manchmal um die Bäume oder um zum Beispiel Eidechsen, weil unsere Baugebiete, mit denen wir uns beschäftigen, meistens Gebiete sind, die auch mit Natur und Landschaft natürlich in Berührung kommen. Als Stadtbaurätin habe ich ja ganz viele Mitarbeiter, über 600, und eigentlich ist mein Job einmal, dass ich alle dafür begeistere, dass wir die Stadt schöner machen. Zweitens, dass wirklich alle bereit sind auch schwierige Themen auszudiskutieren und dann gemeinsam eine echte gute Lösung zu finden. Also vermitteln zwischen unterschiedlichen Interessen ist eine ganz wichtige Kernaufgabe, die ich immer wieder machen muss. Im Prinzip kann man es zusammenfassen: Qualität für die Stadt durch Dialog über die Stadt, das heißt, ich rede eigentlich den ganzen Tag mit meinen Mitarbeitern, also mit den Architekten und Planern, die bei uns die Konzeptionen entwickeln, aber auch mit Architekten aus der freien Wirtschaft, mit Bauherrn und natürlich immer wieder mit den Bürgern, auch in Bürgerversammlungen, das ist vielleicht so das Besondere an meiner Arbeit, dass ich auch vor Ort mit den Bürgern über neue Konzeptionen diskutier.

Wie sieht Dein Werdegang aus?

Also ich eigentlich nie gewusst so wirklich, was ich werden will, aber ich habe immer gewusst, auf was ich Lust hab. Ich war auf einem naturwissenschaftlichen Gymnasium, dann habe ich angefangen so Kunstgeschichte zu studieren, das war mir zu langweilig und ich hab mir gedacht, ich möchte eigentlich selber was machen und darum bin ich dann am Ende Architektin geworden. Ich komme aus Regensburg, das ist eine alte Stadt mit vielen Denkmälern, darum hat mich der Denkmalschutz sehr interessiert. Und deswegen bin ich dann nach Italien gegangen und war sieben Jahre in Florenz und habe dort als Architektin gearbeitet und mich auf Denkmalschutz und Architekturtheorie eigentlich spezialisiert. Nach diesen sieben Jahren bin ich wieder nach Deutschland gekommen, zum ersten Mal schon nach München und habe dort drei Jahre an den U-Bahn Höfen mitgebaut, zum Beispiel Westfriedhof oder die Messestadt also sehr künstlerische Architekturen. Und hab immer wieder als freie Architektin gearbeitet und in Behörden, auch sechs Jahre in Halle an der Saale im Osten, also in einer Stadt, die nicht wächst wie München, sondern schrumpft – ganz was anderes, aber auch sehr spannend. Und ich war einige Jahre Professorin für Stadtgestaltung und Städtebau in Stuttgart an der Hochschule, bevor ich dann hier Stadtbaurätin von München geworden bin. Also ich bin seit 2007 Stadtbaurätin in München und das ist so, man wird da gefragt, ob man sich bewerben möchte und macht dann so öffentliche Diskussionsabende bewirbt sich in der Politik, stellt sich vor mit den Vorstellungen die man zur Stadtentwicklung hat und dann wird man vom Stadtrat gewählt, immer auf sechs Jahre, also ich bin jetzt in der zweiten Amtszeit und ich hoffe, dass ich nochmal wiedergewählt werde.

Ginge es auch ohne Deinem Werdegang?

Also ich bin Quereinsteiger, ich habe nicht die klassische Verwaltungsausbildung, insofern glaube ich, kann man auch einen ganz anderen Weg machen und trotzdem Stadtbaurätin sein. Aber man muss auf jeden Fall glaub ich fachlich eine gute Ausbildung haben, weil die Autorität sozusagen, dass man sich durchsetzen kann kriegt man glaub ich nur, durch fachliche Kompetenz und die muss man sich auch in der Praxis schon erworben haben. Ich glaub man braucht ein gutes Durchhaltevermögen, man darf nicht zu schnell aufgeben und man muss sich für die Stadt, in der man Stadtbaurätin ist absolut begeistern können. Also man muss schon der Überzeugungstäter sein, für Stadtgestalt, aber auch für die sozialen Themen, also dass man sich für Nachbarschaften für die Stadtquaritiere wirklich einsetzen mag. Und, man muss ein überzeugter Demokrat sein, weil die Abstimmungsprozesse, ob jetzt im Stadtrat oder in der Bürgerschaft, die sind natürlich demokratisch gesetzt und deswegen kommt man allein mit der Architektur und der Fachlichkeit auch nicht weit.

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